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Dr. Josef Wimmer · October 29, 2021

Wenn der Grauschleier über dem Land hängt, dämpft er alle Farben. Was im Sonnenlicht sonst leuchtet und jubelt, ist nun matt und stumm.

Die Menschheit hat so viel Unheil angerichtet, so eine gewaltige Bringschuld gegenüber ihrer paradiesisch-ursprünglichen Berufung angehäuft, dass sie wirkt wie in Nebel gehüllt.
Die Stifter der großen und kleinen „Weltreligionen“ haben es so gut mit den Menschen gemeint, aber ihre Nachfolger und Anhänger und darüber hinaus all ihre Aufklärer „messed it all up“.

Wir haben es vermasselt. Die Katastrophen häufen sich. Die apokalyptischen Reiter jagen über die Erde.

Woher kommt uns Hilfe?

Bestimmt nicht von noch mehr Technologie, noch mehr Geschäftigkeit, noch mehr Produktivität! Weil sie auf Ausbeutung basieren und ausgerichtet sind, befeuern sie nur immerzu die galoppierende Katastrophe.

Die Frage nach der Hilfe stellt lange vor der auf Jesus den Christus bezogenen Zeitenwende auch schon der einsam wandernde jüdische Pilger in seinem „Wallfahrtslied“: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?“ (Ps 121, 1).

Seine Antwort lautet: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Vers 2).
In seiner Lage hilft ihm keine Selbstverteidigungskunst, keine Magie, keine Techne (altgr. tέχνη). Er weiß sich gänzlich verwiesen auf seinen Gott und abhängig von „ihm“. Von diesem Gott gibt es kein Bild, das er anbeten, keine sichtbare Gestalt, die er anflehen könnte.
Sein G‘tt ist „einfach“ nur DA bei ihm: יהוה. ICH BIN DA. Indem er diese Präsenz gewärtigt, ihrer inne ist – jederzeit und überall, auch und vor allem in seinem Inneren – ist ihm geholfen. Sie ist urschöpferische Kraft. Alles was ist, hat sie „gemacht“, einschließlich seiner selbst! Wovor sollte er sich da fürchten? Solange er in dieser Präsenz wandelt, ist er wohlbehütet, kann ihm kein Unheil etwas anhaben.

Wenn dem so ist - und ich vertraue darauf – kann die Frage, die sich uns heute stellt, nur genauso beantwortet werden wie damals: Unsere Hilfe kommt aus dem Gegenwärtigsein. Präsenz ist der Schlüssel zur Behebung unserer Not: Da sein im DA SEIENDEN.