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Dr. Josef Wimmer · October 1, 2021

Selten habe ich das Jahr über so viele schwangere Frauen und junge Mütter (und Väter!) mit kleinen Kindern gesehen wie in diesem 2. Jahr der sog. Corona-Pandemie. Das ist ein gutes Zeichen.

Bei aller Kränkung durch die aus dem Lot geratenen Verhältnisse, die in vielerlei Hinsicht passiert ist – oder vielleicht gerade wegen ihr? – haben sich die Menschen nicht entmutigen lassen, sich fortzupflanzen, neues Leben zu zeugen und auf die Welt zu bringen.
Das zeigt, dass ihr inneres Kind noch lebendig ist und Vertrauen hat.
Dieses Grund- oder Urvertrauen ist es, das uns am Leben hält. Es ist das Vertrauen, dass „es schon gut gehen“ wird. Ein kindliches Vertrauen. Ein Vertrauen, das noch nicht einmal einen Namen dafür weiß. Das einfach kraft seiner Lebendigkeit ist und sich mitteilt.
Es ist dem Lebendigsein inhärent. Es ist der uns innewohnende Drang, uns dahin auszurichten und dorthin zu bewegen, wo wir genährt werden – wo unser Hunger und Durst, unsere Sehnsucht gestillt, wo unsere Seele getröstet wird. Dieser Impuls ist nicht irrational, er ist prärational, nicht bar jeder Vernunft, sondern v o r allem rationalen Überlegen!

Oft genug im Leben wird er frustriert, und wir machen die schmerzliche Erfahrung, dass wir hungrig und durstig und trostlos zurück bleiben, dass wir umsonst vertraut haben. Wir haben uns getäuscht. Das macht uns traurig, und wir ziehen uns in uns selber zurück. Wir spüren, hier ist Gefahr im Verzug. Wir werden vorsichtig und im schlimmsten Fall entwickeln wir eine Haltung des Misstrauens, ja vielleicht sogar eine paranoide Persönlichkeitsstörung.
Dann brauchen wir einen Menschen, der uns Vertrauen schenkt, der unser Verlangen wahrnimmt und uns über einen vernünftig prüfenden Realismus zu vorläufiger Zufriedenheit, letztlich aber dorthin führt, wo kein Vertrauen enttäuscht, wo jeder Hunger und Durst gestillt, jede Sehnsucht erfüllt, wo unsere Seele vollumfänglich getröstet wird: im liebevollen Gegenwärtigsein von יהוה ICHBINDA und all denen, die uns in Liebender Präsenz vorbildlich vorausgegangen sind.