Allerseelentag MMXXI
Nachmittags bei einer Sterbenden im Altenheim, 81 Jahre alt, vier Kinder. Die Palliativschwester führt mich zu ihr und bleibt bei uns. Ein Sohn ist da, ein weiterer wird bald kommen; die „Kinder“ verabschieden sich der Reihe nach von ihrer Mutter. Sie lassen sie im Sterben nicht allein – wie schön! Die Stimmung ist getragen und friedvoll. Unwiderruflich geht es dahin mit der Frau. Wenn sie gestorben sein wird, hört mit ihrem „Muttersein“ auch das „Kindsein“ der Kinder endgültig auf. Im Sterben entbindet sie sie ein letztes Mal.
Wir feiern das Sakrament der Krankensalbung und versehen die Sterbende mit dem, was meine Kirche ihr durch den Priester jetzt noch mitgeben kann: Zeichen dessen, wie unser G’tt ist: liebevoll gegenwärtig.
Unmittelbar erlebbar wird dieses liebevolle GegenwärtigSein in der zärtlichen Berührung und in der freundlichen Anrede, im ganzheitlichen Anwesendsein.
Ich stehe hinter meinem Tun, weil ich darauf vertraue, dass Jesus „die Auferstehung und das Leben“ ist (Joh 11, 25), weil ich auf Jesus vertraue und damit - nach seinem Wort - „auf ewig nicht sterben“ werde, sondern leben, auch wenn ich sterbe (Joh 11, 25-26).
In der vertrauensvollen (nicht aber in der fatalistischen!) Ergebung ist die Grenze zwischen Leben und Tod überschritten und aufgehoben und eine beseligende Geborgenheit im All-Eins-Sein erlangt.
Wie kleinmütig wirkt da die Anstrengung, das Leben um jeden Preis erhalten und den Tod vermeiden zu wollen!
Im Vertrauen auf יהוה ist uns schon alles gegeben.
Mehr brauchen wir weder zu wissen noch zu haben.