O Du Ahnungsloser! Du bildest dir ein, dein Leben in der Hand zu haben und Herr zu sein über alles, was ist und lebt. Nichts hast du, nichts bist du! Ein Häufchen Asche, Würmerfraß! Die Welt, in der du Herr spielen kannst, ist eine tote Welt, eine mechanische, eine technische. Leben findest du in ihr nicht, nur Dinge aus dem Stoff der Erde, die du nicht gemacht hast und die vor dir da war. Du wähnst, du könntest das Leben von acht Milliarden Menschen beherrschen und versuchst es mit aller Gewalt. Aber das kannst du nicht – nicht heute und nicht morgen. Nie! Du kannst es töten, so wie du es unzählige Male schon getan hast in deiner Geschichte. Beherrschen kannst du es nicht.
Solange etwas lebendig ist, wird das Leben in ihm sich nach dem ausstrecken und suchen, was es nährt und mehrt. Und sicher nicht nach dem, was es einschränkt und unterdrückt und missbraucht und vergiftet und kränkt. Herrschaft ist gewaltgestützter Missbrauch von Leben. Beim sexuellen Missbrauch ist es uns endlich ansatzweise aufgegangen, aber der Missbrauch der Menschenleben erstreckt sich noch auf viel mehr Bereiche. Wir erleben es doch: unter einer gewaltsam oder auch manipulativ sich durchsetzenden Herrschaft verkümmert das Leben und erstirbt. Gleich wie wir beherrscht werden und uns beherrschen lassen – unser und aller Leben gedeiht nur in Freiheit.
Lass das Beherrschenwollen bleiben! Solange du meinst, herrschen und bestimmen und dominieren zu müssen, wirst auch du unfrei sein. Erst wenn du es sein lässt, bist du frei. Und lebst auf zusammen mit allen Freien!