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Dr. Josef Wimmer · January 13, 2022

Das Vaterunser-Gebet ist weltbekannt. Mindestens zwei Milliarden Menschen kennen es oder haben schon von ihm gehört. Wenigstens bei ihrer Taufe ist es gebetet worden.
Aber was besagt es eigentlich?

Der/Die Beter*in wendet sich an den Gott des jüdischen Mannes namens Jesus Nazarenus, also an den jüdischen G’tt, den Jesus seinen und aller ihm nachfolgenden Menschen VATER nennt.
„Vater“ bezeichnet eine Beziehung zu jemand, der vor mir da war, zu dem ich gehöre und von dem ich abstamme. Mein Vater hat mich gezeugt oder zumindest an Sohnes oder Tochter statt angenommen. Ich gehöre zu ihm – entweder biologisch oder geistig-seelisch. Seine Vaterschaft konstituiert einen familiären Zusammenhang mit mir, meiner Mutter und meinen Geschwistern.
Das Vaterunser ist das einzige Gebet, das Jeshua die Seinen auf ihre Bitte hin gelehrt hat. Er sagt darin gleich zu Beginn, dass sein G’tt nicht nur sein, sondern aller Menschen Vater ist, die es sprechen: sein G’tt ist unser aller Vater!

Und den verortet Jesus „im Himmel“ – in der Weite und Unendlichkeit des Himmels, in dem, was über der Erde, über-irdisch ist. G’ttes Ort ist überirdisch, so hoch über uns, wie der Himmel oder „die Himmel“ über der Erde ist/sind – und das heißt: in unerreichbarer Höhe, uns unendlich überragend.

Dennoch und zugleich ist G’tt durch Jesus unser Vater und dadurch denkbar eng mit uns verbunden, ja verwandt!

Wer immer sich im Vaterunser an G’tt wendet, gehört zu seiner Familie, ist im Verbund mit dem allerhöchst denkbaren und vorstellbaren „Wesen“. Wir so irdischen „Menschenkinder“ bekommen durch diese Hinwendung zum G’tt Jesu eine unauslotbar überirdische – metaphysische – Dimension.

Wir können sie nicht „machen“, sie wird uns zuteil, wenn wir uns in die g’ttliche Ordnung des Seins einfügen, wenn wir „metanoia“ üben, immer wieder die gewohnten Denkmuster transzendieren, über unser enges Denken, unseren Kleingeist hinausgehen. Das tun wir bereits, indem wir „Vater unser“ sagen! Mit diesen beiden ersten Worten richten wir uns aus und ordnen uns ein. Aus ihnen ergibt sich alles Weitere…