Der Rabbi Jeshua ben Joseph lehrte seine Schüler auf ihre Nachfrage hin ein einziges Gebet. Wir Christen nennen es das Vaterunser. In diesem Gebet kulminiert die gesamte Spiritualität des Judentums.
● Es beinhaltet als erstes die unbedingte Heiligung des Namens des einen und einzigen G’ttes ( יהוה ) – die Heiligung einer hebräischen Buchstabenfolge und ihrer Bedeutung, und nicht eines Ortes, eines Dings, einer Kreatur.
● Es beinhaltet als zweites die Ausrichtung des ganzen Lebens auf die Regentschaft des G’ttes, der dieser Name und als solcher Liebende Omnipräsenz IST und die flehentliche Sehnsucht, dass diese Liebende OMNI-Präsenz die ganze Menschheit und, ja, die ganze Schöpfung erfüllen möge (= Reich G’ttes!).
● Es beinhaltet als drittes die Bereitschaft, sich in allem Tun und Lassen, Bewirken und Erleiden dem g’ttlichen Willen des AllgegenwärtigSeienden anzuvertrauen und ihn geschehen zu lassen. Die Heiligen Schriften beschreiben ihn vielfach und umfassend. Im 9.Vers des 40.Psalms heißt es: „Deinen Willen zu tun, mein G’tt, macht mir Freude, deine Weisung trage ich im Herzen“. Den Willen des Vaters TUN – das war das Lebensprogramm Jesu. Und er hat es „durchgezogen“ bis zum letzten Atemzug am Kreuz…
Die Bemühung, ganz und gar dem zu entsprechen, was יהוה allzeit liebevoll gegenwärtig will, geht natürlich - bei aller Anerkennung des eigenen Wollens – mit dem Verzicht auf Eigenwilligkeit und Eigensinn einher. „Nicht mein Wille geschehe, sondern der deine“ (Lk 22, 42) bekräftigt Jesus ein letztes Mal auch noch angesichts seines bevorstehenden Endes und nachdem er seinen ihm allzeit präsenten G’tt יהוה voller Todesangst gebeten hatte, ihm dieses Schicksal zu ersparen.
Was aber will יהוה (von uns) und wie können wir diesen Willen erkennen?
Zur Beantwortung dieser Fragen braucht es nur eines: sich selber im liebenden, d.h. freundlich aufmerksamen, achtsamen, respektvollen GegenwärtigSein zu üben. Immer wieder und immer von neuem. Und dementsprechend zu handeln.
Liebende Präsenz ist der Schlüssel zur Erkenntnis des Willens G’ttes und zu dessen Erfüllung im Tun und Lassen.