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Dr. Josef Wimmer · February 15, 2022

Krankheiten und Tod zu beseitigen gehört zum Optimierungsprogramm der szientistisch-materialistischen Postmoderne. Logischerweise muss dementsprechend alles ausradiert werden, was zu Krankheit und Tod führt, insbesondere jede Art von Krankheitserregern biologischer Art.
Dazu zählen in Zeiten wie diesen vor allem die Viren, um die sich alles dreht: die Coronaviren in ihren sämtlichen schon detektierten und noch zu entdeckenden Varianten bzw. Mutanten. Sie sind die derzeitigen vor allem medial gehypten Hauptfeinde der Gesundheit und des Überlebens. Sie müssen unschädlich gemacht, besiegt und idealerweise für immer ausgerottet werden.
Ausrottung ist laut Yuval Noah Harari‘s „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ seit Jahrzehntausenden eine Lieblingsbeschäftigung der menschlichen Spezies, und nachdem wir einen Großteil der makroorganismischen Fauna und Flora vernichtet haben, soll es jetzt den Mikroorganismen an den Kragen gehen.
Der Motor dieses „Krieges“ ist die Angst um das eigene Überleben. Es zu sichern rechtfertigt heutzutage anscheinend jeden Preis – selbst den der verringerten Qualität des Lebens, das übrig bleibt, wenn es vor dem Tod bewahrt ist. Was bei einem solchen Vorgehen im größeren Maßstab letztlich herauskommt, ist eine Gesellschaft von Behinderten, die ihr Leben lang von technischen Hilfsmitteln und Medikamenten abhängig sind.

Wollen wir das?

Oder wollen wir lieber Teil des Ganzen der Natur sein, zu dem Leben und Tod, Geborenwerden und Sterben gleichermaßen gehören?

Wenn wir das wollen, müssen wir uns von neuem mit der Endlichkeit unseres Daseins hier auf der Erde auseinandersetzen und ihm einen nachvollziehbaren Sinnhorizont geben, in dem wir sie bejahen und akzeptieren können. Wenn wir dabei als aufgeklärte Menschen die alten Götter zurücklassen wollen, bleibt nur der Horizont übrig, den der Bodhidharma einst als „Offene Weite - nichts Heiliges darin“ bezeichnet hat. Geistesgegenwärtig in ihm zu leben und zu sterben macht Sinn. Es ist das Leben und Sterben in יהוה! „Und mehr bedarfs nicht“, dichtete Hölderlin in seiner 1799 erschienenen „Ode an die Parzen“.