Heute morgen war das vierrädrige Hochglanz-Deutschland vor der Haustür etwas angestaubt. Der Wind hatte feinsten Saharasand über tausende Kilometer hierher geblasen und das Licht gestern zart gelbrot gefärbt. Regen und Tau haben ihn aus der Luft ausgewaschen und überall als feine schmutzig-gelbe Schicht hinterlassen.
Vor Jahrzehnten war es auch schon einmal so gewesen, und alle Welt staunte über das Naturphänomen: Saharasandstaub in Bayern!
Heutzutage, unter dem Eindruck permanenter Katastrophisierung des Lebens, wird daraus „Blutregen“.
Es gibt Menschen, die den Staub auf alarmierende Bestandteile untersuchen und Videos davon ins Netz stellen, als läge Verschwörerisches in ihm.
Einerseits taucht da die Frage auf: „How crazy can you get?“. Andererseits natürlich auch: „Wer weiß?“
In ver-rückten Zeiten wie den unsrigen ist alles denkbar und scheint möglich. Der Krieg ist ein unheilvoller Krake, der seine Fangarme überallhin ausstreckt.
Er tobt derzeit nicht nur in der Ukraine; in den Köpfen und Herzen der Menschen ist er mit Hilfe der Kommunikationsmedien europaweit, ja weltweit präsent. Seine negative, zerstörerische, ja mörderische Energie legt sich wie der Saharasandstaub auf alle Menschen. Mehr noch: sie dringt in sie ein wie ein gefräßiges Tier und will alles Gute vernichten: die Liebe, die Freude, das Leben, das Mitgefühl, die Hingabe, das Vertrauen, die Lebendigkeit, die Hoffnung…
„Der Mensch ist des Menschen Wolf“ – die Wahrheit dieses uralten Sprichwortes bestätigt sich dieser Tage einmal wieder auf eine Weise, die wir im 21. Jahrhundert, dem ersten des 3. Jahrtausends nach Christus, zumindest hier, im Europa der jüdisch-christlich basierten Menschenrechte nicht mehr für möglich gehalten hätte.
Krieg geht immer mit Gräueltaten auf allen Seiten einher; keine Kriegspartei kann sich je davon reinwaschen. Wir sehen die Bilder der Zerstörung von Häusern, in denen Menschen wohnen, durch russische Raketen; wir sehen Tote überall! Wir sehen aber auch Bilder von ausgeweideten Soldatenleichen, die auf das Kriegskonto der Ukraine gehen!
Der Krieg weckt die Wolfsnatur des Menschen auf, seine gnadenlos-destruktive Seite!
Sie schläft sonst verborgen unter einem zivilisatorischen Gewand, das hemmungslose und rücksichtslose Aggressivität zurückhält. Jetzt tritt sie unverhüllt und nackt zu Tage - nicht immer und nicht überall, aber eben in Menschen, denen es sonst auch schon schwer gefallen ist, sie zu zügeln!
Jetzt „dürfen“ sie sie endlich einmal gefahrlos und womöglich sogar lustvoll ausleben! Wir nennen solches Verhalten „Kriegsverbrechen“ und übersehen dabei geflissentlich, dass Krieg an sich schon verbrecherisch ist, gleich von welcher Seite er angezettelt wird und welche Seite sich auf ihn einlässt, indem sie Gewalt mit Gegengewalt beantwortet.
Was können wir tun?
● Den Frieden suchen und ihm „nachjagen“, wie es schon biblisch geraten ist (Psalm 34, 15) – im eigenen Innern wie im Äußeren!
● Mit helfenden Händen und tröstenden Worten an der Seite der unschuldigen Kriegsopfer stehen!
● Uns in keine Propagandalüge, gleich von welcher Seite, einlullen lassen!
● Wachsam und achtsam bleiben, liebevoll gegenwärtig sein in jedem Augenblick!