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Dr. Josef Wimmer · May 28, 2021

Den Querdenker*innen möchte ich sagen: Ich verstehe Euch, und ich bewundere Euren Mut, gegen den Strom zu schwimmen! Nie war Zivilcourage so wichtig wie heute. Der Trend ist derzeit sehr mächtig, ja geradezu übermächtig, und selbst wenn jemand im Grunde seines Herzens ablehnt, was gerade auf der politisch-gesellschaftlichen Ebene geschieht – dieser Strom überschwemmt einfach wie ein informationeller Tsunami das Unbewusste und reißt ihn oder sie tendenziell mit sich.

Ich für mein Teil passe auf mich auf, halte mich am rettenden Ufer und steige aus! Dennoch werde ich im Herbst zur Wahl gehen. Darauf kommt es nämlich an.

Die derzeitige Gewalt des Stroms ist m.E. nur mental besiegbar. Ich ändere meine Strategie und nutze die „Waffen“ des Geistes: Liebevolles GegenwärtigSein, Gelassenheit, Achtsamkeit, Humor, Mündigkeit, Vertrauen, Eigensinn und Liebe!

Ich tue einfach, was für mich das Richtige ist und achte nicht der Folgen. Ich bin bereit, sie zu ertragen. Ich habe schon so vieles überlebt in den mehr als sieben Jahrzehnten meines Lebens, dass ich weiss: Ich bin geliebt von יהוה ICHBINDA und werde es sein für immer. Und sollte ich nicht überleben, fängt mein G’tt mich im Tod durch Jesus auf. Darauf vertraue ich, und daher entspanne ich mich im Weitergehen!

Gestern hab‘ ich in der Sendung „Tag für Tag“ im Deutschlandfunk ein Interview gehört, das mich hat aufhorchen lassen (https://www.deutschlandfunk.de/tag-fuer-tag.885.de.html).

Die Ordensoberin der Obernzeller Schwestern – man könnte sagen, eine katholische „Querdenkerin“ vom Feinsten - hat von in einem jüngst erschienenen Buch von einer Audienz bei Papst Franziskus berichtet.
Die kämpferische DF-Redakteurin Christiane Florin gibt ihren Bericht kurz wieder und zitiert Katharina Ganz, der Papst habe nach ihrem Statement zu ihr gesagt: „‚Wir müssen die Offenbarung respektieren. Aber wenn eine von Ihnen eine andere Kirche gründen will…‘ Der Rest des Satzes war nicht mehr zu verstehen.“
Frau Florin fährt fort: „Diese Äußerung wurde vom Vatikan als Scherz gedeutet, ein etwas missglückter Scherz. Wie deuten Sie das eigentlich? Das war doch ein Rausschmiss.“
Darauf antwortet die Oberin: „Während der Audienz habe ich das selbst nicht so verstanden. Wir hatten eine schlechte Übersetzung. Ich habe das in der Situation nicht als Ohrfeige gesehen. Im Nachhinein natürlich schon. Papst Franziskus wird, ähnlich wie seine Vorgänger, was die Frauenfrage betrifft, keine entscheidenden Schritte nach vorne gehen. Er denkt selber ja auch in den Geschlechter-Stereotypen des 19. Jahrhunderts.“
Beide Frauen sehen diese Äußerung des Papstes im Nachhinein negativ – als „Rausschmiss“ die eine, als „Ohrfeige“ die andere.
Ich finde, man könnte in ihr auch eine indirekte Erlaubnis sehen, so als meinte der Papst im Grunde genommen: Liebe Frauen, gründet doch Eure eigene geschwisterliche Kirche. Werdet mündig und befreit Euch aus der Abhängigkeit! Macht Euer eigenes Ding! Schafft Euch die Augenhöhe-Strukturen, nach denen Ihr Euch verständlicherweise sehnt! Jesus ist mit Euch genauso wie mit uns…

Wie sagte doch Kurt Marti, der alte Querdenker: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“