We have to come out of the pattern, dass immer der Stärkere siegt. Dieses Verhaltensmuster gehört zur angeblich genetischen Ausstattung des Menschen. Das ist aber nicht wahr. Epigenetisch betrachtet ist vielmehr wahr, dass der göttliche Geist die Muster bestimmt. Und dieser Geist ist absolut frei. Der „esprit“ bestimmt von selbst die patterns of behavior, wenn man ihn denn nur lässt oder ließe.
Wenn wir zum Beispiel sagen, „ich vermisse Dich“, bringen wir damit einen Mangel in unserem Inneren zum Ausdruck. Und das menschliche Gegenüber, dem/der es mitgeteilt wird, re-agiert, antwortet, responses unconsciously with „ich fülle Dich“ und macht und tut und tut und macht. So entstehen Beziehungen. Ainsi se developpent les relations humaines connues.
Mit allen bekannten Folgen.
Wenn wir nun als Vermissende anfangen, den Satz zu meditieren: „ICH BIN DIE FÜLLE“, werden wir selbständig.
Mein hochverehrter Lehrer Sri Nisargadatta Maharaj vertrat und lebte den Satz „I AM“, „ICH BIN“. Auf dem Weg zu diesem Zustand der Erleuchtung ist es hilfreich, sich zunächst einmal mit Gutem, Wahrem und Schönem, mit Licht von allen Leuchtkörpern am Himmel zu füllen – wobei natürlich klar ist, dass das Sein, mit dem man sich in der Betrachtung identifiziert, in sich schon wahr, gut und schön ist.
I AM ist also die Abkürzung schlechthin auf dem Weg zum SEIN. Wer einfach nur IST, ist ein Bodhisattva oder ein/e wahre/r Jünger/in Jesu wie mein Freund und meine Freundin. Und darin sind wir vollkommen eins.
Der Gott der Juden sagte einst von sich: ICH BIN DA. Das ist das Gleiche wie ICH BIN. Er sprach es in der Steppe am brennenden Dornbusch aus gegenüber dem Mose (oder Mose ging diese Wahrheit über G’tt dort „donnernd“ auf!).
Mit „ICH BIN DA“ kommst du aus jedem „Ägypten“ heraus, überwindest du selbst die Mächtigsten der Erde, auch wenn du noch so schwach erscheinst. Im DA SEIN selbst bist du stark. Du brauchst gar nichts zu tun, keine Waffe in die Hand zu nehmen.
Einfach nur ICH BIN meditieren – und das „Stärker-Schwächer-Spiel“ hört über kurz oder lang auf, löst sich das Pattern vom Sieg des Stärkeren auf.
Mit welchem ICH bist du identifiziert? ICH BIN ….
I AM I . Die andern sagen, ich sei ein Egoist; aber das ist mir egal. Mir ist das AM, das BIN, eh wichtiger als das „I“, das „ICH“. Ich könnte genauso gut sagen: „ICH BIN“. Das meditiere ich auch jeden Tag eine Weile. Aber dann hab ich doch wieder Lust, in die Identifikation mit ICH BIN LIEBEVOLL DA zu gehen, und zwar als katholischer Priester, der ich bin, und auf meine Weise. Denn für mich ist יהוה liebevolles Gegenwärtigsein. Darin bete ich Adonai an. Darin bekomme ich die Kraft, jedes „Ägypten“ zu überwältigen: für meine Freiheit des Auszugs ins Gelobte Land bzw. ins Reich G‘ttes.
Das „Gestalt Prayer“ von Fritz Perls, das ich 1973 durch die Vermittlung meiner Freundin und Lebensgefährtin, der bekannten Übersetzerin Gudrun Theusner-Stampa, für den Stuttgarter Klett-Verlag ins Deutsche übersetzen durfte, legt den Vorsatz I AM I aus.
Heute würde ich es so formulieren:
Ich tu, was ich tu, und du tust, was du tust; du machst dein Ding, und ich mach mein Ding.
Ich bin nicht dazu da, deinen Erwartungen zu entsprechen; und du bist nicht dazu da, dich nach meinen zu richten.
Du bist du, und ich bin ich.
Und wenn wir uns „zufällig“ begegnen, wenn es uns von oben gegeben ist, dass wir uns finden – wunderbar!
Wenn nicht, dann nicht. Dann kann man auch nichts machen, dafür gibt es keine Abhilfe.
„I do my thing and you do your thing.
I am not in this world to live up to your expectations,
And you are not in this world to live up to mine.
You are you, and I am I,
and if by chance we find each other, it's beautiful.
If not, it can't be helped.“
Fritz Perls, “Gestalt Therapy Verbatim”, 1969