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Dr. Josef Wimmer · July 15, 2022

Bei der Lektüre des Schott-Tagesimpulses für den heutigen Freitag, 15. Juli 2022 hat mich das Zitat aus einem Text des evangelischen Theologen Helmut Thielicke an die derzeitigen Versuche erinnert, im Rahmen des sog. „Great Reset“ eine transhumane Welt zu schaffen:

„Das Ziel der Schöpfung ist nicht der ewige Umtrieb des zeugerischen Lebens und die unablässige Dramatik der Geschichte. Wenn es heißt: ‘Macht euch die Erde untertan’, dann besagt das eben nicht: Schafft eine reiche, leistungsfähige Kultur, schafft soziale Perfektion, wandelt mit eurer Technik die wilde Natur in ein Gehäuse der Zivilisation, überwindet den Angriff der Natur, vertreibt die Winterkälte, erleuchtet die Nächte, überquert die Ozeane und greift nach den Sternen!

Das Wort ‘Macht euch die Erde untertan!’ bedeutet vielmehr:

Wenn ihr nun so der Schöpfung euer Gepräge gebt, so sorgt dafür, dass euer menschliches Leben und eure Kultur nicht zum Zeichen eurer ewigen Unruhe und eures verblendeten Titanentums werden, sondern dass sie Dank und Antwort sind an den, der euch diese Erde geschenkt hat.

Sorgt, dass alles, was ihr tut, nicht sein Thema verfehlt, sondern dass es Anteil an dem behält, der alles geschaffen hat, und dass ein Widerschein seiner Ruhe darauf fällt.

Sonst wird euch die Gabe eurer Weltherrschaft zwischen euren Händen zerrinnen. Ihr werdet Gehetzte und Geächtete eures eigenen Werkes werden. Eure Unruhe und eure Gier werden euch verzehren, bis ihr die Erde, statt sie zu unterwerfen, zur Hölle gemacht habt, und bis ihr, statt dem Himmel zugewandt zu sein, einen Turm wider den Himmel baut - ja, bis ihr die Sintflut provoziert und am Ende eure Erde in den Himmel hineinsprengt.“

Aus: Wie die Träumenden. Das Helmut Thielicke Lesebuch, 2. Aufl. Hamburg 2005, S. 33 ff. „Sabbatruhe“ (Formatierung und Hervorhebungen von mir)