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Dr. Josef Wimmer · June 4, 2021

Vor ein paar Tagen traf ich Marina, eine „wedding plannerin“; ich wollte sie erst persönlich kennenlernen, bevor ich ihr zusage, ein Paar aus Augsburg in Salò am Gardasee zu trauen. Es war eine schöne und aufschlussreiche Begegnung; jetzt warte ich darauf, dass das Brautpaar in spe Kontakt mit mir aufnimmt…

An die beiden musste ich denken, als ich in der Bibel der Juden das ganze Buch Tobit las (einige Auszüge aus ihm werden derzeit in der katholischen Messe vorgetragen). In der Geschichte des Tobit kommt mit Aschmodai ein mächtiger Dämon vor, der für den Ungeist des Zorns und der ungezügelten sexuellen Gier – der Wollust – steht. Er treibt sein Unwesen mit einer jungen Frau namens Sara, indem er jeden ihrer sieben Ehemänner in der jeweiligen Hochzeitsnacht noch vor dem Vollzug der Ehe „tötet“. Gegen ihn tritt der Erzengel Rafaël (hebr. רָפָאֵל, d.h. G’tt heilt) auf, der durch Tobias, den Sohn von Tobit und Bräutigam von Sara, den Aschmodai vertreibt und so deren Hochzeitsnacht mit Tobias ermöglicht.

Bevor die beiden sich miteinander vereinigen, passiert Folgendes:
„Als sie gegessen und getrunken hatten und es Schlafenszeit war, führten sie den jungen Mann in das vorbereitete Zimmer. Tobias dachte an die Weisung Rafaëls, nahm Leber und Herz des Fisches aus seiner Reisetasche und legte sie auf die glühenden Kohlen. Wegen des aufsteigenden Geruchs konnte der böse Geist nicht herankommen und floh nach Oberägypten. Rafaël folgte ihm dorthin und fesselte ihn sofort. Die anderen gingen hinaus und schlossen die Tür des Zimmers ab.

Tobias stand vom Lager auf und sagte zu Sara: »Steh auf, meine Schwester, wir wollen zu יהוה, unserem G‘tt, beten, dass er Erbarmen mit uns hat und uns rettet«. Auch Sara stand auf und die beiden beteten zu G‘tt, dass er sie vor dem bösen Geist rette.

Tobias sagte: »יהוה, du Gtt unserer Vorfahren, wir preisen dich! In alle Ewigkeit soll dein Name gelobt werden! Alle deine Geschöpfe im Himmel und auf der Erde sollen dich ewig rühmen! Du hast das erste Menschenpaar geschaffen, von dem die ganze Menschheit abstammt. Du hast Adam als Gefährtin und Beistand seine Frau Eva gegeben und gesagt: ›Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das zu ihm passt.‹ Du weißt, dass ich mit dieser Frau nicht nur flüchtige Lust suche, sondern mich reinen Herzens mit ihr verbinden will. Deshalb hab Erbarmen mit uns beiden und lass uns bis ins Alter beisammenbleiben«.
Gemeinsam sagten sie: »Amen, so soll es sein«! Dann verbrachten sie die Nacht miteinander“ (Tob 8, 1-9).

Dieses Gebet unmittelbar vor der ersten ehelichen Vereinigung werde ich dem Brautpaar – so ich ihm denn assistiere - nach der kirchlichen Trauung schenken, damit die beiden es in der Hochzeitsnacht sprechen und sich frei von wollüstiger Gier in Liebe verbinden…