Die Welt, die wir im Außen erleben, ist ein Abbild unserer Innenwelt. Wenn da gewaltige Umbrüche zu sein scheinen, sind sie vor allem im eigenen Inneren anzutreffen. Die Schnittmengen der jeweiligen Innenwelten mit der äußeren „objektiven“ Realität sind so subjektiv, dass sich kaum von einer gemeinsamen Außenwelt reden lässt. Sie auszublenden gelingt manch einem so perfekt, dass sie gar nicht zu existieren scheint. So lebt tatsächlicher jeder Mensch in seiner eigenen Welt, und es ist ein tägliches Wunder, dass und wie diese zahlreichen individuellen Welten nebeneinander existieren können.
In meiner Welt treffe ich zum Beispiel heute auf den Propheten Jeremia, an den „ein Wort“ von יהוה „erging“ (Jer 18, 1-6):
„Mach dich auf, und geh zum Haus des Töpfers hinab! Dort will ich dir meine Worte mitteilen. So ging ich zum Haus des Töpfers hinab. Er arbeitete gerade mit der Töpferscheibe. Missriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte, wie es beim Ton in der Hand des Töpfers vorkommen kann, so machte der Töpfer daraus wieder ein anderes Gefäß, ganz wie es ihm gefiel. Da erging an mich das Wort des Herrn: Kann ich nicht mit euch verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel? - Spruch des Herrn. Seht, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.“
Nicht nur das „Haus Israel“, nein, alle Welt und jeder einzelne Mensch in ihr ist in der Hand von יהוה „wie Ton in der Hand des Töpfers“. SIEHE, ICH MACHE ALLES NEU (Offb 21,5)!
Wenn wir in der PRÄSENZ verweilen, leben wir in einem ständigen Neuwerden. Im christlich-paulinischen Idiom heißt das: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2.Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth: 2 Kor 5,17).
IN-CHISTUS-SEIN HEISST PRÄSENT-SEIN.
PRÄSENT-SEIN HEISST IN-CHRISTUS-SEIN.
Von daher ist die Übung der Präsenz, die ja in sich schon der Liebe voll ist, der SPIRITUELLE – christlich gesprochen: GEISTLICHE - WEG schlechthin.
Diese Erfahrung können auch wir immer wieder machen, indem wir im Vertrauen auf יהוה neue Wege einschlagen. Bevor das geschehen kann, müssen wir allerdings zulassen, dass alles Missratene in uns zugrunde geht, umgebildet wird, befeuchtet, neu verknetet und so wiederaufbereitet wird für eine neue Gestalt. Das mag schmerzhaft sein, allerdings ist es auch eine große Gnade.