Wie verläuft die letzte Abendmahlzeit, zu der sich Jesus mit seinen Freunden versammelt? Sie findet „ausgerechnet“ am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote (am Sederabend) in einem Jerusalemer Wohnhaus statt, in dem der Hausherr einen schon für das anstehende Paschamahl hergerichteten und mit Polstern versehenen Raum bereitstellte.
Während des Essens nimmt Jesus Brot und betet: „Baruch atta adonai elohenu, melech ha-olam, ha-mozi lechem min ha aretz (Gepriesen seist du, Ewiger, unser G’tt; du regierst die Welt. Du lässt die Erde Brot hervorbringen)“.
Dann bricht er das Brot und gibt es seinen Freunden, indem er sagt: „Nehmt, das ist mein Leib“ (Mk 14, 22) – nicht mehr und nicht weniger. Er lädt sie ein, sich ihn in diesem Brot wie Opferfleisch einzuverleiben und ganz eins zu werden mit ihm.
Dann nimmt er den Becher mit Wein und betet: „Baruch atta adonai, elohenu melech ha-olam, bore pri ha-gafen. (Gepriesen seist du, Ewiger, unser G’tt; du regierst die Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen)“. In der markinischen Version der Geschichte gibt Jesus ihnen den Becher ohne weiteren Kommentar; sie reichen ihn reihum weiter und „tranken alle daraus“ (Mk 14, 23).
Erst danach sagt er zu ihnen: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Mk 14, 24).
Er hat ihnen also in dem Wein schon einmal symbolisch „sein Blut“ zu trinken gegeben, das er tags darauf „für viele“ vergießen wird – Juden wie „Heiden“. Sein Blut also und nicht mehr das Blut von Böcken und Stieren (Hebr 9, 12 u. 13) besiegelt den Liebesbund, den Jesus mit ihnen und all denen schließt, die durch seine Sendboten auf ihn vertrauen. Sie werden im Trinken des Weins mit Jesu‘ Lebenssaft und Seele eins. Sein Liebesbund erneuert den ersten Bund, den יהוה ICHBINDA am Sinai mit den Israeliten schließt. Mose besiegelt ihn, indem er das Blut der jungen Opferstiere über das Volk aussprengt und sagt: „Das ist das Blut des Bundes, den יהוה ICHBINDA aufgrund all dieser Worte mit euch schließt“ (Ex 24,8).
יהוה ICHBINDA ist Liebende Präsenz schlechthin; daher ist der erste Bund nicht weniger Liebesbund wie der jesuanische; nur ist dieser statt mit Stierblut mit Jesu Blut besiegelt – mit dem Blut jenes Mannes aus Nazareth, in dem die Liebende Präsenz ganz und gar MENSCH war – bis zur Ganzhingabe seines Lebens.