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Dr. Josef Wimmer · September 30, 2022

ERNTEDANK 2022

Erstmals feiern wir wieder unbeschwert das Erntedankfest.

Unbeschwert?

Oder ist nicht doch dem einen und der anderen das Herz schwer angesichts all dessen, was sich dieser Tage vor unseren geistigen Augen auftürmt?

  • Krieg in der Ukraine mit so viel Zerstörung, Toten und Flüchtlingen, die auch in großer Zahl bei uns in Deutschland Zuflucht suchen.
  • Eine Regierung, die alle Schuld an der Dramatik dem russischen Präsidenten und seinen Leuten anlastet ohne zuzugeben wie sehr Deutschland im Schlepptau der Vereinigten Staaten von Amerika und der Nato sich erwiesenermaßen mitschuldig gemacht hat an der unseligen und von großen Teilen der Bevölkerung ungewollten Entwicklung.
  • Eine gewaltige Schuldenlast für unser ganzes Volk und unsere europäischen Nachbarn als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen, für die die Bundesregierung mal eben hundert Milliarden Euro ausgeben will; Preisinflation als Folge der möglichen Energiekrise und Nahrungsmittelknappheit, die daraus resultieren.
  • Eine Pandemie, die allen Menschen enorm viel abverlangt hat in den vergangenen zwei Jahren, und zwar in jeder nur denkbaren Hinsicht – und die noch nicht im mindesten aufgearbeitet ist, was ihre Opfer und die sog. Kollateralschäden anbelangt.
  • Eine Gesellschaft und Kirchen, die in sich uneins sind und gefühlt ständig am Streiten, ja sogar am Wüten.
  • Ein geradezu mediterraner Sommer, der im Gefolge des Klimawandels leider auch in ihrer Heftigkeit ungeahnte Unwetter aufziehen ließ und Missernten hinterlässt.
  • Eine Verarmung breiter Schichten der Bevölkerung und im Zuge dessen eine kulturelle und geistig-religiöse Verelendung bzw. Verödung.
  • Zerfallende Familien, gestörte Persönlichkeiten, zerrüttete Gesundheit usw.

Ja, wir danken für die Ernte, die wir aus Garten, Feld und Wald eingebracht haben und erfreuen uns an den gottgegebenen Früchten der Erde und der menschlichen Arbeit.

Zugleich werfen wir aber auch einen Blick auf das, was wir als unsere menschengemachten und oft genug gottlosen oder zumindest gottfernen „Ernten“ ansehen müssen. Und da reiben wir uns doch die Augen: wo sind wir bloß hingeraten? Und wie kommen wir wieder heraus aus den Dilemmata unseres Lebens als Einzelne, als Familien, als Gemeinschaften, als Volk, als Völkergemeinschaft?
Wir können doch nicht im Ernst riskieren, dass alles, was wir erwirtschaftet und erspart haben, den Bach hinuntergeht oder in einem sinnlosen Krieg im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert wird!
Gegenüber Russland haben sich im Übrigen schon viele verrechnet – die Franzosen mit ihrem Napoleon, wir Deutsche mit Hitler!

Wollen wir nicht lieber versuchen, auf schnellstem Wege Frieden zu schließen?
Im 15. Vers von Psalm 34 heißt es: „Wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“

Dem Frieden NACHJAGEN müssen wir, wenn wir gute Tage zu sehen wünschen und ein gutes Leben führen wollen!
Anders geht es nicht! Niemals!
Dazu muss das Lügen und Betrügen als erstes aufhören! Dazu ist es absolut unverzichtbar, dass wir auf unsere Wortwahl achten und niemanden diffamieren oder schlechtreden! Maledeien heißt das auch in Anlehnung an das Lateinische. Benedeien ist das Gegenteil davon: gutheißen! Kirchensprech: segnen! Wer würde heute noch wagen, öffentlich auch nur ein gutes Haar an Putin zu lassen oder an den Maßnahmengegnern der Coronapolitik? So einem oder einer werden doch medial postwendend sämtliche Haare ausgerissen!

Wir wissen aus unserer langen geistlich-spirituellen Tradition, dass der Friede im Äußeren mit dem Frieden im eigenen Herzen beginnt. Deshalb ist es heute unverzichtbar, sich daran wieder zu erinnern und im eigenen Inneren dem Frieden nachzujagen. Das kann nur bedeuten, dass wir die inneren Konflikte befrieden, uns im Zufrieden-Sein üben und in der Genügsamkeit. Dass wir der Gier und dem Geiz in jeglicher Hinsicht eine Abfuhr erteilen!

Gier und Geiz sind wahrlich teuflische Untugenden und nicht von ungefähr theologisch als Tod bringende Sünden gebrandmarkt!

Ist vielleicht nicht die Gier der amerikanischen Politik nach Hegemonie, d.h. nach Weltbeherrschung, an der Wurzel all der Kriege und Zerstörungen und Destabilisierungen, die sie seit Jahrzehnten überall anzettelt? Es ist die Gier nach Macht, nach Besitz, nach Kontrolle; es ist die Habsucht – eine schwere Suchterkrankung, die wie ein Krebsgeschwür sich solange in Einzelne, in Völker und Staaten hineinfrisst, bis sie daran zugrunde gehen!

Also erteilen wir genau heute, am Erntedanksonntag, der Gier, dem Geiz und der Habsucht eine Abfuhr, wenden uns ab vom Bösen und tun Gutes nach dem biblischen Motto „Teilen mehrt“!

Wir fangen bei uns selber an und üben uns in der Zufriedenheit, die uns inneren Frieden schenkt. Zur Zufriedenheit gelangen wir, wenn wir uns wieder der Dankbarkeit befleißigen, im Dankgebet, im Dankesagen für alles, was uns gegeben ist, was wir bekommen! In der Dankbarkeit für das Empfangene wiederum wurzelt die Freigebigkeit, die Freude am Teilen.