Was tue ich, wenn ich mich vor einem Kreuz, einer Ikone, einer Heiligenfigur verneige? Es kann ein rein äußerliches Tun sein – selbst wenn die „performance“ vollkommen korrekt ist; ein automatisches, ein sinnfreies Ritual, eine bedeutungslose Gewohnheit. Der Gestus der Verneigung kann aber auch mit einem authentischen inneren Vollzug einhergehen und tatsächlich bedeuten, was die körperliche Bewegung ausdrückt: ich verbeuge mich vor und gegenüber dem Größeren, mache mich selber klein und begrenze mich. Wenn das der Fall ist, und nur dann wird es so sein, übe ich eine viel weiter reichende Haltung ein, die über das konkrete Gegenüber des Kreuzes, der Ikone, der Heiligenfigur hinausgeht ohne es gleichwohl außer Acht zu lassen. Es ist die Anerkennung der eigenen Begrenztheit, die Bejahung, dass in allem Gegenüber das Größere anwesend ist und wirkt.