„Münchner Kardinal Marx bietet Papst Franziskus seinen Rücktritt an“
Das war am 4. Juni 2021 d i e kirchenpolitische Schlagzeile in den Medien. Ein für Deutschland und Europa bedeutsamer führender Kirchenmann übernimmt persönlich seinen Teil der Verantwortung für den Skandal der sexualisierten Gewalt von Seiten kirchlicher Mitarbeiter, insbesondere von Priestern, gegenüber Kindern und Jugendlichen. Und er erklärt dazu unter anderem: „Die katholische Kirche ist an einem toten Punkt angekommen“.
Diese Aussage bedeutet: So kommen wir nicht weiter. Wir sind am Ende unserer Manöver. Unserer Ausflüchte. Der Umgang von uns Kirchenoberen und von uns allen als gläubiges Kirchenvolk mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs und d.h. zugleich mit der Macht des Klerus und der hierarchischen Struktur der Kirche steckt in einer das gesamte kirchliche Leben erstickenden Sackgasse. Es ist allerhöchste Zeit, sich von jeder Art von Dogmatismus ab- und dem Lebendigen zuzuwenden, umzudenken und neue Wege einzuschlagen!
Wie kann das Umdenken, wie die neuen Wege aussehen?
Ein Zurück zu den alten Denkweisen und Strukturen des Handelns kann es nicht geben, denn sie waren es ja gerade, die all die Skandale hervorgebracht haben, die in den Missbrauchsskandalen ihre abscheuliche Fratze unübersehbar zeigen! Wohin also?
Jesus fing sein öffentliches Auftreten damit an, dass er seine Zeitgenossen aufforderte, umzudenken, d.h. erstmal gedanklich über das gewohnheitsmäßig Gedachte hinauszugehen und „die Dinge“ neu zu denken, die alten Denkgeleise zu verlassen und einen neuen Weg im Handeln einzuschlagen – einen Weg, der den Wegen und dem Willen des „Vaters“ entschiedener entsprechen würde als bisher.
Die Richtung der notwendigen neuen Reformation kann also für Christen nur die sein, die das Evangelium vorgibt: entschiedene Orientierung im Denken, Reden und Agieren an Jesus, seinen Worten und seinen Taten.
Eine Grundorientierung ergibt sich aus dem, was Jesus bejaht und aus dem, was er abgelehnt hat. Er hat zum Beispiel Reichtum nicht grundsätzlich abgelehnt; aber er hat Habsucht, Unbarmherzigkeit und Gnadenlosigkeit abgelehnt. Er hat Ehrlichkeit und Echtheit als Grundhaltungen bejaht; aber Heuchelei und So-Tun-Als-Ob waren ihm zuwider. Er stand voll auf der Seite der Armen, denen nur noch G‘ttvertrauen hilft; aber Resignation und Gleichgültigkeit gegenüber יהוה ICHBINDA gingen bei ihm gar nicht. Die Aufzählung all dessen, was Jesus befürwortet und was er von sich gewiesen hat, ließe sich fortsetzen. Im Grunde ging es ihm immer darum, dass die G’ttes- und die Nächstenliebe unser Leben prägt, damit alles „gut“ und „sehr gut“ sei – so wie es das Geschaffene „im Anfang“ war.