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Dr. Josef Wimmer · October 26, 2022

Heute erfahre ich durch meinen Freund Sascha von der prophetischen Aussage meines Passauer Bischofs Stefan Oster in der katholischen „Tagespost“, die Kirche der Zukunft werde „marianisch“ sein. Was immer er damit gemeint haben mag – ich kann mich damit anfreunden. Für mich allerdings wäre der erste Schritt dorthin die dogmatische Erweiterung des trinitarischen christlichen Gottesbildes um die Person der Muttergottes. Das würde bedeuten, dass wir von einem dreifaltigen zu einem vierfaltigen Gott kommen und die Frau endlich und konsequenterweise in der Gottheit Platz gefunden hat. Am Ende der Zeiten stünde dann wohl die Einheit Gottes in der Vielfalt…
Allein die Vorstellung, welche endlosen theologischen Auseinandersetzungen auch nur die Andeutung eines solchen Schrittes mit sich bringen würde, lässt mich erschaudern.
Alles theologische Spekulieren ließe sich allerdings beenden, wenn wir vom Denken zum Atmen übergingen und dabei blieben.
In der Übung des ruhigen Ein- und Ausatmens kommen wir ganz von selber und ohne gedankliche Anstrengung in die „marianische“ Dimension unseres Daseins – als Einzelne wie als Gemeinschaft. Wir müssen sie nur vollziehen und immer wieder zu ihr zurückkehren, wenn wir uns abgelenkt haben – abgedriftet sind in die Weiten des Denkens oder in die Welten der Sinne und der Gefühle…