In einer lieben Freundin und ärztlichen Kollegin toben bösartige Krebszellen und rauben ihre Lebenskraft. Seit sie es mir gesagt hat, leide ich mit ihr und bete, dass Jesus ihr die Fülle seiner Herzenswärme schenkt und sie heilt. Sie hat so viel Liebe gegeben und sich in Liebe verzehrt - selber aber nach Liebe gehungert und gedürstet. Ein gerechter Ausgleich ist ihr zu ihren Lebzeiten nicht zuteil geworden. Die 4. Seligpreisung Jesu (Mt 5, 6) bekommt für mich angesichts ihres Leidens eine ganz neue und sehr konkrete Bedeutung. Ihr Verlangen wird im Tod in der visio beatifica auf unvorstellbare Weise gestillt werden: יהוה selber wird sie sättigen mit seiner Liebenden Präsenz.
Wie viele Menschen, die in mein Leben getreten sind, haben „nach Gerechtigkeit“ gehungert und gedürstet – und ich habe sie ihnen in meinem Egoismus nicht zuteil werden lassen!
Da hilft wohl auch der Brief nicht viel, den ich ihr noch geschrieben habe.
7. November 2022
zuletzt korr. 12.11.
Liebe B.!
Früher hab ich Dich in meinem Übermut oft als „Beata non vergine“ angesprochen. Früher – das ist lange her, jahrzehntelang, mehr als ein sog. Lebensalter…
Was waren das für Zeiten, die wir durchlebt, durchfeiert und durchlitten haben!
Ich denke zurück an ein paar Begegnungen im Hörsaaltrakt des Rechts-der-Isar Ende der Siebziger Jahre, wo wir unsere klinischen Semester absolviert haben (an Gemeinsamkeiten in den vorklinischen kann ich mich weniger erinnern…). Einmal bist Du mir entgegengekommen und trugst einen blauen Rieserkittel. Du hast ihn so von Dir abgehalten, als wäre er ein Umstandskleid, und hast freudig begeistert gesagt: „Ach, Seppi, ich wäre so gern schwanger!“ Es dauerte nicht lange, da warst Du es auch schon!
Und damit begann unsere persönliche Freundschaftsgeschichte, die sich tief in unser beider Biografien eingeprägt hat, bis zum heutigen Tag auswirkt und vermutlich bis zu unser beider letzten Atemzügen.
Für Dich sind sie vielleicht nicht mehr so weit entfernt, und das kann und will mir einfach nicht in den Kopf hinein! Ich könnte laut losheulen, wenn ich daran denke, dass Du Dein wunderbares, Dein kostbares, Dein reich gesegnetes Leben womöglich bald aushauchen wirst! Du hast Dich mit ihm auch in mein Leben und meine Geschichte eingeschrieben – never to forget!
Weißt Du noch, wie Du zum ersten Mal mit dem goldenen Riesenklunker um den Hals in die Vorlesung kamst und ich Dich total fasziniert darauf ansprach? Den habe Dir ein Amerikaner geschenkt, und ich müsse ihn unbedingt kennenlernen, hast Du geantwortet. Das Original des Rings - ein keltisches Gesicht war darauf zu sehen - befinde sich im British Museum in London, und dort habe er, M. mit Namen, ihn für Dich nachmachen lassen…
Natürlich war ich sehr daran interessiert, diesen M.S. kennenzulernen! Und so habt Ihr Gudrun und mich eingeladen, Euch in Eurer WG zu besuchen. Von Gudrun wusstest Du damals schon, weil ich Dir und einigen anderen unserer Mitstudenten von ihr erzählt hatte und Ihr diese höchst ungewöhnliche Frau, die noch dazu so viel älter war als ich, kennenlernen wolltet. Wir haben Euch also besucht und einen Hünen von einem Mann kennengelernt, der in allem hünenhaft war – überragend groß, überragend belesen und bewandert in allem, was Spiritualität betrifft, studierter Psychologe aus Massachusetts, ein Radikaler im wahrsten Sinne des Wortes, einer, der an die Wurzeln (radices) ging, ein mit Haut und Haar entschiedener Gottsucher, der aber vermutlich das Wort Gott gar nicht gebraucht hätte, einer, der nach höchster Erleuchtung und Vollkommenheit strebte. So vieles von dem, was er damals von sich gegeben hat in seinem manchmal schwer verständlichen Deutsch-Amerikanisch, hab ich gar nicht kapiert; ich war ja ein spiritueller Zwerg im Vergleich zu ihm! Aber ich begriff sehr schnell, dass dieser Mann einen Durchblick hatte, der nicht nur vom Studieren aller Bücher zum Thema „Geheime Zusammenhänge“ stammte (die er natürlich alle gelesen hatte!), sondern quasi unterfüttert war von seiner seit Jahren täglich gepflegten spirituellen Praxis tibetisch-buddhistischer Meditation, Yogaübung und Pilgerschaft. M. gehörte keiner Schule an, war über all seine Lehrer hinausgewachsen und selber ein Meister geworden – ohne den Titel für sich reklamieren zu wollen.
Gudrun und ich hatten uns z.B. zu dem Zeitpunkt schon etwas mit Tarot beschäftigt; aber auf welchem Niveau waren wir im Vergleich zu ihm! M. konnte die Karten lesen und Zusammenhänge aufdecken oder herstellen, die zumindest mir bis dahin völlig unzugänglich gewesen waren. Eigentlich wurde deutlich, dass ich zwar durchaus einen Sinn hatte für die Geheimlehren der Menschheit und das esoterische Wissen der Meister, aber ein mehr als „blutiger“ Anfänger war. Umso größer wurde meine Verehrung für M. – ich hing geradezu an seinen Lippen! Bei Gudrun war das viel weniger der Fall! Sie war ja eine eher nüchterne Frau und wahrte immer ihre Distanz zu diesem „Guru“ – Lehrer…Sie kannte sich ohnehin aus und wusste Bescheid und strebte nicht höher hinaus, so wie ich.
Wie dem auch gewesen sein mag – nach einiger Zeit wurdest Du jedenfalls von M. schwanger, und Ihr musstet aus der Wohnung raus.
Ich besaß damals ein Anwesen im Zentrum von Freising, das durch meinen Opa auf mich gekommen war. Es war ein ziemlich altes Gebäude, ein Wirtshaus mit kleinem Innenhof und einem Anbau für eine längst aufgegebene Metzgerei. Eure Not im Auge hab ich Euch angeboten, Euch dort mietfrei wohnen zu lassen! Wir fuhren hin und nahmen alles in Augenschein. M. war weniger von dem Anbau angetan als von dem riesigen Speicher des Haupthauses, der voller Gerümpel, altem Holz und Reisig war. Schnell war ihm klar, dass er da einziehen würde wollen. Das buchstäblich einzige, das er noch brauchen würde, war eine Schachtel mit Nägeln… Alles andere, selbst Werkzeug zum Bearbeiten des Holzes, war vorhanden! Kaum zu glauben, aber wahr!
Ich war einverstanden, dass M. in dieser gotischen Speicherlandschaft für Dich und sich und das Kind, das in Dir heranwuchs, eine Bleibe schaffen würde. Und ob er das dürfe, hat mich nicht interessiert. Mir gehörte das Haus, und – so dachte ich – ich darf es ihm erlauben.
Und M. hat Euch ein bewundernswertes „Haus im Haus“ gebaut, in dem Ihr zumindest in der warmen Jahreszeit gut gelebt habt, Du Dein Studium fortführen konntest und das Kind in Deinem Bauch mit geistlicher Musik erfreuen, z.B. der Marienvesper von Claudio Monteverdi…
In Freising kam Euer Kind dann zur Welt – das war Ende November 1979! Gudrun und ich haben Dich im Wochenbett besucht und Eure kleine Tochter bewundert. M. hatte für sie ein Horoskop gemalt, und wir haben es gemeinsam studiert…davon gibt es auch noch Fotos (ich habe zumindest welche vor Augen). Du fragtest Gudrun, ob sie bereit wäre, die Patenschaft für das Kind zu übernehmen. Das wollte sie gerne, und es war das immer eine sehr ernst genommene Verantwortung und Aufgabe für sie. Weil sie evangelisch war, durfte sie „offiziell“ nur als Taufzeugin fungieren; ins Taufregister als Pate eingetragen wurde dann ich. Wir haben eine schöne Feier gehabt, an deren Ende ich ein Salve Regina gesungen habe. Wenn ich mich recht erinnere, waren auch Deine Eltern dabei – damals noch sehr reserviert gegenüber diesem doch sehr fremden und fremdartigen Kindsvater und auch gegenüber Gudrun als Patin. Aber Ihr habt Euch da nicht drausbringen lassen, GottseiDank!
Zwei (oder 3?) Winter habt Ihr dann mit der Kleinen auf Kreta verbracht; Du hast sie gestillt, und M. hat Euch versorgt. Während Du lernen und Dich aufs Staatsexamen vorbereiten musstest, hat er sich liebevoll mit ihr beschäftigt…
Die Zeit verging, das Examen war absolviert, und Du hast Dich für ein Praktisches Jahr in Passau entschieden. Das brachte dann eine einschneidende Wende in Eurer Beziehung. Du lerntest einen ärztlichen Kollegen kennen und nahmst bald eine engere Beziehung zu ihm auf. Einmal besuchten Gudrun und ich Euch in Eurer Studentenwohnung. Die Luft war so dick, dass man sie hätte durchschneiden können, und es war klar, dass H. Dein neuer Mann werden und M. seinen Abschied nehmen würde. Das passierte dann auch bald darauf.
Wir erfuhren, dass Eure Beziehung zu Ende sei. M. wollte in Freising alles „aufräumen“ und den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Es war der Herbst 1981. Ich bekam meine Approbation und war darauf eingestellt, nun bald einmal mein eigenes Geld zu verdienen – nicht mehr abhängig von den Mieteinnahmen aus dem Freisinger Haus, die mir mein Studium finanziert hatten.
Ich wollte M. und „das Haus im Haus“ gern noch ein letztes Mal wiedersehen. Also fuhren Gudrun und ich an einem kühlen Novembernachmittag nach Freising und besuchten ihn. Er nahm uns freundlich auf und heizte den Ofen ein, den er im oberen Stock des Speicherhäuschens aufgestellt hatte. Gudrun, die immer leicht fror, sollte es warm haben… Die beiden unterhielten sich angeregt, während ich, gefühlt vier Jahre alt, einfach nur umherschaute und mir alles nochmal einprägte. Erst nach Mitternacht fuhren wir zurück nach München.
Anderntags, ich kam grad vom Einkaufen zurück, empfing mich Gudrun mit den Worten: „Dein Vater hat angerufen. In Freising brennt‘s. Du sollst hinfahren.“
Gudruns Schwager bot sich an, mich zu begleiten - und machte mir gehörig Angst! Als wir hinkamen, stand tatsächlich das ganze Haus in Flammen, und aus der Haustür kam ein rauch- und rußgeschwärzter Mann: M.S. Er wurde sofort von der Polizei in Gewahrsam genommen und weggefahren.
Mein Vater machte mir natürlich Vorwürfe, und mein Schwager, der ebenfalls anwesend war, bot mir gleich an, die Brandruine zu kaufen. Wahrscheinlich hatte er sich schon einen großen Gewinn ausgerechnet. Ich lehnte dankend ab und fuhr zur Polizeistation. Dort angekommen erzählte ich dem Polizisten die ganze Geschichte wahrheitsgemäß. Das schien ihn so zu beeindrucken, dass er am Schluss meines Berichts meinte: Das vergessen wir jetzt alles. Nehmen Sie sich einen Anwalt und erzählen Sie ihm die Geschichte…
Dann durfte ich M., dem alles verbrannt war, wieder mitnehmen. Ich ließ ihn in meiner Münchner Wohnung wohnen. Er meinte damals: „Now I am your servant.“
M. hatte keineswegs die Absicht gehabt, alles hinter sich abzufackeln. Aber im Endeffekt hatte sich sein Verhalten so ausgewirkt. Auch Deine ganze Habe, soweit sie noch in Freising war, war verbrannt. Er hatte keine Ausweispapiere mehr – nichts.
Am Morgen nach unserem Besuch war er wie gewohnt an die Isar zum Meditieren gegangen. Von dort zurückgekehrt hatte er die Glut, die vom Vorabend noch im Ofen war, wieder entfacht. Da er einen Gasgeruch wahrnahm, hat er den Eimer Wasser, den er immer neben dem Ofen stehen hatte, über ihn geschüttet. Damit löste er aber eine Gasexplosion aus, die dann alles in Brand setzte. Er versuchte das Feuer noch zu löschen, aber es breitete sich so rasant aus, dass er binnen kurzem durchbrach und zusehen musste, lebend herauszukommen.
Du, liebe B., hast dann im Jahr darauf H. geheiratet, und Ihr habt zusammen noch drei weitere wunderbar gediehene Kinder bekommen, denen Du die beste Mama warst, die man sich vorstellen kann!
Letztlich ist der Brand in Freising GottseiDank und dank meiner Schutzengel in Gestalt meines Anwalts und meiner Mutter zu meinen Gunsten ausgegangen, und M. hat mir unbeabsichtigt zu einem beträchtlichen Vermögen verholfen. Mit dem Geld wollte ich in Südfrankreich ein Anwesen kaufen, um dort meinen Traum zu verwirklichen: eine Schule für Ganzheitliche Gesundheit.
M., mein „servant“, sollte uns mit seinen geomantischen Fähigkeiten dabei helfen, den geeigneten Ort zu finden. Im Sommer 1983 brachen wir, Gudrun, M. und ich in die Provence auf, von wo aus wir die Gegend nach geeigneten Objekten erkunden wollten.
Doch nicht nur blieb die Suche erfolglos. M. verabschiedete sich eines Tages überraschend; er fand, er habe seine Aufgabe erfüllt und müsse nun zu seiner Gesundung in ein tibetisches Kloster in Schottland aufbrechen. Die Frage, die er mir jeden Tag gestellt hatte, „Was willt der Seppi uberhaupt?“ war beantwortet: Ich will meinen Herzenswunsch verwirklichen und Priester werden. M.‘s Antwort darauf: „But you are a priest!“ Gudrun litt fürchterlich und weinte, sagte aber: „Wenn das Dein Weg ist, musst Du ihn gehen!“
M.‘s Hinterlassenschaft waren zwei Bücher, die er in den Wochen unseres gemeinsamen Aufenthalts geschrieben hatte, zwei selbst gewebte Seidenstolen und ein uralter Hammer mit der Prägung „Teutonia Stahl“, den er in einer Vision gesehen und dann tatsächlich an dem betreffenden Ort gefunden hatte…
Mein Buch hat den Titel „Bau Haus“ und ist eine radikale „Bearbeitung“ sowohl meines Vorhabens als auch meiner Person, eine Art „kosmisches Rolfing“. Kaum war M. weg, fing ich an, es zu lesen – und seither bin ich nicht mehr, der ich einmal war. Ich war wie mit einem Hammer erschlagen und fühlte mich atomisiert; es gab „mich“ nicht mehr. Ich befand mich in einer „lichten Umnachtung“ und wusste nur noch: ich muss weg aus Südfrankreich, mich von dem Haus und der Eigentümergemeinschaft in Ch. und auch von Gudrun trennen und einen radikalen spirituellen Weg gehen – um nicht mein Leben und meine Berufung zu verfehlen und ewigem Verderben anheimzufallen.
Wie eine brennende Fackel laufe ich seither durch die Welt – auch und sogar als Priester, zu dem ich dann schließlich und endlich 1990 geweiht worden bin!
Ihr habt ja meinen 40.ten auf der dem Pilgerhof und meine Primiz mitgefeiert!
Obwohl wir uns danach – auch zusammen mit Gudrun! - immer wieder gesehen und besucht haben, liebe B., bin ich Dir im Lauf der 30 Jahre seither innerlich ein wenig fern gerückt. Und es war nicht nur wegen meines priesterlichen Einsatzes, für den ich alles gegeben habe! Es war auch, weil Du und ich durch M. in so eine selig-unselige Verknüpfung geraten sind – so als hätte ich, durch Dich vermittelt, ein zu heißes Eisen angefasst und mir dabei nicht nur die Finger verbrannt…
M. hab ich nur noch einmal in meinem Leben gesehen und mich dabei von ihm losgesagt. Das war Weihnachten 1983 auf Kreta.
GottseiDank heilen die Brandwunden inzwischen. Ich habe eine priesterliche Lebensform als urbaner Einsiedler gefunden, die dem Anspruch, dem ich mich stelle, und meinen Möglichkeiten einigermaßen gerecht wird. Damit geht es mir vorerst gut.
Und in dieser Situation verabschiedest Du Dich von der Welt, von den Deinen und auch von mir, liebe B.!! Als hättest du Deine Aufgabe „hienieden“ erledigt! Was bleibt mir außer der Trauer und dem Abschiedsschmerz? Dir einmal mehr zu sagen, dass Du für mich eine wunderbare und hochbegabte Frau und Freundin bist, dass ich Dir von Herzen danke für alles, was Du bei mir auf den Weg gebracht hast und dass ich Dich dafür bewundere, wie Du dein Leben gemeistert hast und nun zu Ende gehst.
In meinem Himmel wirst Du immer einen Ehrenplatz haben.
Vor ein paar Tagen lag ich morgens schon sehr früh wach im Bett und dachte an Dich. Ich weiß von Deiner Tochter M., dass ich Dich nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sehen und sprechen können werde. Da kam mir in den Sinn, Dir einen Brief zum Abschied zu schreiben und ihn an M. zu schicken, damit sie ihn Dir vorliest. In dem Moment flog plötzlich ein großer weißer Vogel an meine Schlafzimmerfensterscheibe. Und da wusste ich: Deine Seele klopft bei mir an und stimmt mir zu…Heute habe ich mich endlich an den Laptop gesetzt und zu schreiben begonnen.
An Deinem 67. Geburtstag hatte ich Dich leider nicht erreicht und reimte mir zusammen, Du würdest ihn vielleicht wieder einmal in Deinem geliebten Venezia feiern. Ganz daneben!
Als Du mich zurückriefst, war ein ernster Ton in Deiner Stimme. Du sagtest: „Seppi, ich muss Dir etwas Trauriges sagen. Ich werd‘ nicht mehr lange leben. Ich bin unheilbar krebskrank.“ Das hat mich gefühlt drei Meter vom Stuhl gehauen, und ich hab nur noch laut „Nein! Nein! Nein“ geschrien! Dann hast Du mir alles erzählt, was es dazu aus medizinischer Perspektive noch zu sagen gab und wie wunderbar Du allseits umsorgt seist und was Du noch alles vorhast, wovon Du Dich nicht abbringen lassen willst. Du warst sehr gefasst und hast Deinem voraussichtlichen Lebensende, dem Tod, fast nüchtern in die Augen geschaut - aller Bewunderung wert!
Eigentlich sollte ich doch vom Alter her der erste sein, für den es ans Sterben geht. Ich hab schon lange den Wunsch aufgeschrieben, Du möchtest bei meinem Requiem zusammen mit ein paar anderen das „Alta Trinita Beata“ singen. Als ich Dir davon erzählte, meintest Du, dazu würde es nun ja wohl nicht mehr kommen. Aber wer weiß schon, was kommt? Ich glaube, dass es wunderbare Heilungen gibt und bete darum für Dich!
Wir haben jedenfalls vereinbart, dass wir für einander dieses Lied singen werden: ich für Dich, wenn Du vorausgehst, und Du für mich, wenn ich vor Dir sterben sollte…
Mein Brief zum Abschied ist zu Ende, und ich sage vorerst Adieu, liebe B.! Ich bin sehr, sehr traurig.
Komm gut hinein ins ewige Leben und sei gesegnet mit den Worten Jesu, die er laut Johannes (11,25) in der Geschichte seiner Auferweckung des Lazarus an Marta gerichtet hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“
Dein Seppi