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Dr. Josef Wimmer · June 9, 2021

Die Annahme eines „belief systems“ oder - zeitaktuell - eines „mind sets“ alias Glaubens, z.B. einer Religion oder Weltanschauung, lässt sich erzwingen. Es gibt genügend Beispiele dafür in Geschichte und Gegenwart.
Allerdings bleibt dieser „Glaube“ dann ein Lippenbekenntnis und wird nur vielleicht zu einer tieferen Überzeugung, wenn er reflektiert und im Alltag erprobt wird, d.h. wenn gute, lebenstaugliche und –förderliche Erfahrungen ihn bestätigen, wenn er sich m.a.W. als vertrauenswürdig erweist. Grundvoraussetzung ist, dass sich der/die „Gläubige“ welcher Couleur auch immer zumindest ein klein wenig auf die Verheißung des belief systems einlässt und dann prüft, ob es sich im Leben bewahrheitet und bewährt…
Ein kleiner Vertrauensvorschuss genügt. Und der ist immer schon gegeben, denn sonst würden wir gar nicht am Leben sein. Leben geht nur mit Vertrauen.

Was das christliche „belief system“ angeht – und das hat es mit dem jüdischen wie mit dem muslimischen gemein – so ist sein Α und Ω noch weit vor irgendwelchen anderen „Inhalten“ das G’ttvertrauen: Vertrauen in יהוה ICHBINDA. Es beruht darauf, dass dieser Name Programm ist: Liebevolles GegenwärtigSein in jeder Lebensregung.
Der Jude Jesus war in diesem Vertrauen ein wahrer Meister, wie die Schriften über ihn, über seine Worte und Taten bezeugen.
Der Pharisäer Saulus, der nach seiner mystischen Begegnung mit Jesus dem Christus diesem als Paulus bedingungslos, d.h. bis zur Hingabe seines Lebens, anhing, schreibt in seinem zweiten Brief an die korinthischen Glaubensgeschwister: „Wir haben durch Christus so großes Vertrauen zu Gott. Doch sind wir dazu nicht von uns aus fähig, als ob wir uns selbst etwas zuschreiben könnten; unsere Befähigung stammt vielmehr von Gott“ (2 Kor 3, 4-5 Einheitsübersetzung).

SO GROSSES VERTRAUEN haben ist etwas Wunderbares und ein Geschenk, das gehütet und gehegt sein will wie ein Bäumchen, das eingepflanzt ist. Und SO GROSSES VERTRAUEN kann lebensgefährlich sein, denn es bringt in Widerspruch zu all denen, die sagen: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Und die daher lieber alles im Griff haben und jede Situation beherrschen wollen. Und die den Vertrauensvollen misstrauen, sie als esoterische Spinner abtun.

Hüten wir uns vor den Kontrollfreaks und den Neo-Blockwarten! Sie handeln im Sinne der „Zivilisation des Todes“, die schon Johannes Paul II. angeprangert hat. Ihr Versuch, sich der Menschen und des Lebens zu bemächtigen, wird wie alle Totalitarismen der Menschheit letztlich scheitern.