Wie entsteht das Bedürfnis, sich zur Schau zu stellen? Es entwickelt sich aus dem Schmerz, nicht gesehen und geachtet zu werden als wer immer ich bin. Insofern ist es ein sekundäres Bedürfnis. Das primäre Verlangen richtet sich auf die Sättigung von Hunger und Durst, auf Wärmung durch Hautkontakt, auf Harmonisierung durch stimmlichen Wohlklang, auf Befriedung durch freundliche Aufmerksamkeit, Beachtung, Gesehenwerden. Wo dieses primäre Verlangen von Seiten der ersten Bezugspersonen enttäuscht wird, sucht es aus schierem Überlebensdrang Mittel und Wege, gestillt zu werden – und ist dabei äußerst erfindungsreich!
Exhibitionismus gleich welcher Art, eben das Sich-zur-Schau-Stellen, ist ein Versuch, schließlich doch eine Stillung des primären Verlangens zu erreichen. Übermäßige, verwöhnende Beachtung ist Missbrauch und führt umgekehrt zu einem Rückzugsverhalten: ich muss mich vor dem ständigen „Zuviel“ schützen.
Das Verlangen nach Beachtung schleicht sich auch gerne ins spirituelle Leben ein. Aber es bringt uns nicht voran, im Gegenteil: es fixiert uns auf einer unreifen Entwicklungsstufe. Reif wäre, schlicht und einfach wahrzunehmen was ist, in liebevoller Präsenz zu leben. Es lässt sich einüben. Erinnere dich immer wieder an den Satz: ICH BIN DA BEI DIR. Das genügt.