Waltet im Sein so etwas wie ein allumfassender Wille, dass alles „heil“ sei - ein „Heilswille“ mit anderen Worten? Das ist eine theologische Fragestellung. Ein anderer, weniger anthropomorpher, mehr naturwissenschaftlicher Ausdruck für „heil“ lautet: „im Gleichgewicht“.
Unverkennbar waltet in der Wirklichkeit in und um und zwischen uns die Tendenz zum Gleichgewicht, zum Ausgleich der Kräfte, zur Balance, zur Homöostase. Selbst Krankheiten, das Pandemietheater rund um das Corona-Virus, Erdbeben und Klimawandel lassen sich als Kräftespiel verstehen, das auf Ausgleich zielt. Und „Ausgleich“ ist nichts anderes als Heilwerden. Wenn also schon in der uns umgebenden Natur eine allumfassende Tendenz (wir können auch sagen: ein „Wille“) zum „Gleichgewicht der Kräfte“ alias zum „Heil“ zu beobachten ist, wieviel mehr müssen wir es als unsere Aufgabe ansehen, „das Heil zu wirken“, d.h. unseren Beitrag zu leisten, dass alles, angefangen bei einer*m selbst, immer mehr ins Gleichgewicht kommt, in den „Schalom“!
Der Jude Jesus aus Nazareth in Galiläa hat sich diese Aufgabe zu eigen gemacht: „Ich will es!“ (Mt 8, 3). Er hat sich als von יהוה ICHBINDA beauftragt gewusst, heilend und rettend zu wirken. Und er ist dafür in der Liebenden Präsenz, die er in Person war, bis zum Äußersten gegangen! Wer sich als Christ*in begreift, sagt ebenfalls: „Ich will“ meinen persönlichen Beitrag zur Heilung der Welt leisten und „das gute Werk vollenden“ helfen, das Jesus begonnen hat.
Sheldon B. Kopp schreibt in seinem 1972 erschienenen Buch „If you meet the Buddha on the road kill him“: „Love is more than simply being open to experiencing the anguish of another person’s suffering. It is the willingness to live with the helpless knowing, that you can do nothing to save the other from his pain“.
Wie also leiste ich meinen Beitrag zur Heilung der Welt? Sicher nicht, indem ich mich in sinnlosem Aktionismus aufreibe und verausgabe im vergeblichen Bemühen, das „Kreuz“ der anderen zu tragen. Jesus hat ja auch nicht die Kreuze der anderen auf sich geladen, sondern „nur“ sein eigenes getragen! Er hat aber die G‘ttferne seiner Volksgenossen wettgemacht, indem er radikal wie kein zweiter in יהוה ICHBINDA geblieben ist – bis zum Aushauchen seines Lebens! Was für ein Vorbild! Er hat dadurch zwei Jahrtausende lang viele Menschen in die Liebende Präsenz hineingeholt; sein eigenes Volk allerdings größtenteils nicht. Israel war schon immer erlösungsresistent (biblisch gesprochen „starrsinnig“!) und braucht sehr viel liebevolle Aufmerksamkeit von allen Seiten, besonders von uns Christen dieser Erde, um in ein jesuanisches Vertrauen zu יהוה ICHBINDA zu gelangen. Möge Israel solche Aufmerksamkeit zuteil werden! Schalom chaverim!