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Dr. Josef Wimmer · July 3, 2021

Genügen uns die irdischen Genüsse oder lassen sie uns letztlich unbefriedigt? Wenn ein Bedürfnis erfüllt, eine „Gestalt“ geschlossen ist, taucht das (die) nächste auf und verlangt nach Erfüllung (Vollendung). So beschreibt Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie, den Vorgang des Lebens.

Indem wir diesen Vorgang mitvollziehen, erschaffen wir fortwährend innere und äußere Wirklichkeit.

Im heutigen Leben von Gesellschaften wie den europäischen sind die meisten „Bedürfnisse“ medial erzeugt, also sekundärer Natur. Die „primären“ Bedürfnisse sind zwar organismisch begründet, aber ihre Befriedigung hängt meistens von dem ab, was „der Markt“ anbietet - und das entspricht eher selten dem, was der menschliche Organismus von seiner Natur her wirklich braucht, was ihm gut tut, ihn gesund und kraftvoll und lebendig erhält.

Wollen wir gesund, kraftvoll und lebendig sein und uns unseres Lebens freuen, bleibt uns nichts anderes übrig, als genau zu erspüren, was unser Organismus braucht und noch genauer zu prüfen, ob ihm das Angebotene wohl oder wehe tut.

Wir haben darüber hinaus auch die Möglichkeit, weitgehend auf Bedürfnisbefriedigung zu verzichten oder sie aufzuschieben. Wir können „fasten“ und dabei entdecken, dass wir keineswegs automatisch jedem gewahrten Bedürfnis nachgeben müssen.

Und wir können erkennen, was uns dauerhaft zufriedenstellt - nämlich im Grunde n i c h t s Materielles.

Wir bleiben letztlich immer unbefriedigt, gleich was und wieviel wir konsumieren.

Die Sehnsucht nach Befriedung, nach Frieden bleibt.

Also fangen wir an, nach dem zu suchen, was uns dauerhaften Frieden, dauerhafte Erfüllung und Freiheit von der anscheinenden Notwendigkeit schenkt, ständig der Stillung unseres „Hungers“ nachjagen zu müssen.

Das Suchen besteht paradoxerweise darin, dass wir beim Gewärtigen bleiben und auf das Agieren verzichten. Durch fortdauernde Übung des Gewärtigens und der Unterlassung des Agierens gelangen wir in eine Verfassung, in der uns das bloße Gewahren genügt und wir nur noch das Lebens-NOT-wendende brauchen.

Und das ist wenig!

Je mehr Raum das Gewärtigen einnimmt - die Liebende Präsenz - desto mehr erfüllt uns nämlich ganz von selbst יהוה ICHBINDA, desto mehr sind wir im Frieden angekommen, in einem Frieden, in dem uns nichts mehr fehlt, weil wir in יהוה sind und יהוה in uns!

„Solo Dios basta!“ sagt die Hl. Theresia von Avila.