Was tut uns not, wenn wir müde und erschöpft sind?
Zuallererst brauchen wir ungestörte Ruhe an einem sicheren Ort, der uns das Gefühl von Geborgenheit vermittelt, einen Raum des Vertrauens.
Glücklich, wer einen solchen Ort hat!
Nahezu eineinhalb Jahre coronarische Krisenzeit und die traurige Aussicht, dass sie noch länger andauert und kein echtes Ende, kein tiefgreifendes Umdenken in Sicht ist, zehren mehr oder weniger an unseren Kräften. Ja, manch einen mögen sie sogar gänzlich verlassen, sodass ein Weiterleben unmöglich scheint.
Wie mag es da erst Menschen ergehen, die seit Jahren und Jahrzehnten unter lebensbedrohlichen Umständen leben, Hunger leiden, krank sind, keine Heimat haben, ein Leben fristen müssen, das ihrer als Menschen-wie-du-und-ich unwürdig ist?
Die Hilfe, die wir brauchen, unterscheidet sich von der, die sie brauchen: ihre Not wenden zuerst einmal die grundlegenden Lebens-Mittel: Obdach, Wärme, Nahrung, Wasser, Zugehörigkeit, Bildung; unsere „Not“ im reichen „Westen“ ist mehr geistig-seelischer Art, denn uns mangelt es nicht am Lebensnotwendigen. Wir brauchen nichts weiter als die Übung der Liebenden Präsenz. Sie wird uns in die notwendige Ruhe bringen und dann unsere Perspektive weiten, sodass wir auch über unseren Tellerrand hinausschauen und tatkräftig anderen beistehen, die nicht nur an den Folgen der Corona-Pandemie, sondern längst schon an der pandemischen Ungerechtigkeit und Ausbeutung leiden.