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Dr. Josef Wimmer · July 7, 2021

„Die Pandemie ist keine Strafe Gottes!“ – so tönten nahezu unisono und in „der Öffentlichkeit“ hochwillkommen die fortschrittlichen Theologen – so als könnte es dann ja munter weitergehen wie zuvor geschehen. Die altmodischen halten nach wie vor daran fest, dass Gott die Menschen für ihre Vergehen straft; aber sie haben keine Stimme mehr im Mainstream.

Beide Ansichten sind falsch und zeugen von einem irrigen Gottes-„Bild“. Das Paradigma „Gott“ ist vielmehr selbst an sein Ende gelangt – auch in der Form des „Homo Deus“!
Schon im Jahrtausend vor der durch Jesus den Christus herbeigeführten Zeitenwende gab es im jüdischen Volk die Erkenntnis, dass die Taten der Menschen Konsequenzen haben, die sich möglicherweise erst lange Zeit danach zeigen (vgl. Gen 42, 21-22). Diese Einsicht in einen zeitunabhängigen inhärenten Ursache-Wirkung-Zusammenhang – vergleichbar mit dem hinduistischen Gesetz des Karma – bemühte keinen „Gott“ zur Erklärung von Not, Elend, Krankheit und Tod. Sie ging vielmehr einher mit einem Konzept der existenziellen Verantwortlichkeit der Menschen für ihre Taten und Unterlassungen, ihre Gedanken und Worte.
Richten sie Schaden an, ziehen die Verursacher Schaden auf sich.
Wirken sie sich lebensfreundlich und -förderlich aus, mehren sie umgekehrt das Leben und Wohlergehen ihrer Verursacher.
Dafür braucht es keinen „Gott“, den man für das Wohl und Wehe verantwortlich machen kann.
„Gott“ ist allenfalls selber dieses „Gesetz“. Es zu erkennen setzt Bewusstsein voraus: wache Präsenz, Erinnerung, Antizipation – ein Bewusstsein von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Um das Syndrom der Corona-Pandemie zu verstehen brauchen wir keinen „Gott“. Wir müssen nur endlich unsere Verantwortung für alles Wohl und Wehe auf dieser Welt wahrnehmen! Theologische Reden sind Ausreden; sie haben ihren Sinn und ihre Gültigkeit verloren. Wir müssen endlich zur WIRKLICHKEIT erwachen! Nur dann können wir das Ruder noch herumreißen, den Untergang abwenden.

Mehr denn je gilt das jesuanische „Metanoeite!“ – werdet euch eures Denkens, Redens und Tuns bewusst!