Zu wem bekenne ich mich (vgl. Mt 10, 32)? Uneingeschränkt und in der Öffentlichkeit?
Ende Juli 1921, also vor ziemlich genau 100 Jahren wurde der gebürtige Österreicher Adolf Hitler - ausgestattet mit diktatorischen Vollmachten - zum Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Seine politische Karriere nahm Fahrt auf und führte ganz Europa und die Welt darüber hinaus in die nie zuvor dagewesene Tragödie des 3. Reiches, des 2. Weltkriegs und des ersten staatlich durchorganisierten Holocausts, des von Deutschland und überwiegend von Deutschen durchgeführten verbrecherischen Versuchs, das jüdische Volk als Ganzes auszulöschen.
Millionen Deutsche und auch zahlreiche andere rechtsnationale und rassistische Männer und Frauen bekannten sich von da an bis 1945 (insgeheim sogar darüber hinaus und bis heute!) zum „Führer“ und seiner Ideologie, die er rhetorisch geschickt verbreitete. Der öffentliche Hitlergruß, verbunden mit dem „Heil Hitler“ - Ruf wurde zum Bekenntnisritual, und wer sich ihm verweigerte, zog über kurz oder lang die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich.
Der Geist Hitlers prägte in zunehmendem Maße das Denken, Sprechen und Agieren der Mehrheit der Deutschen; zu den bekennenden Nationalsozialisten und Hitler-Anhängern kamen die üblichen denkfaulen Mitläufer, die bereitwillig, feige und unmündig wie eh und je ihr Leben in die Hände des angeblich Stärkeren legten. Sie haben sich genauso schuldig gemacht am Untergang der Menschlichkeit wie diejenigen, die aus Angst geschwiegen haben.
Die Generation der in und nach dem 1. Weltkrieg geborenen Deutschen wurde schon früh mit dem „Virus“ der rassischen Überlegenheit des „arischen“ Menschen gegenüber dem „slawischen“ oder „negroiden“ und vor allem gegenüber dem „Semiten“ geimpft. „Die Juden“ wurden einmal mehr seit der Zerstörung ihres Jerusalemer Tempels zu Hassobjekten und Sündenböcken, auf die alle Schattenseiten projiziert wurden, denen sich die „Herrenrasse“ nicht stellen wollte. Das Unheil nahm seinen vorhersehbaren Lauf….
Haben wir Deutschen den Geist Adolf Hitlers überwunden oder haust er immer noch als verdrängter Dämon in den Abgründen unseres Unbewussten? Ist der Faschismus, den autoritäre Charaktere zwingend herbeiführen, psychologisch noch virulent? Spült ihn die durch eine medial gehypte irrationale Krankheits- und Todesangst unserer Tage um sich greifende gesellschaftliche Verunsicherung wieder an die Oberfläche?
Wenn ich aus dem Mund eines ostdeutschen Ministerpräsidenten den plakativen Satz „Impfen ist Nächstenliebe“ höre, denke ich unwillkürlich an Wilhelm Reichs Buch von 1933 „Massenpsychologie des Faschismus“ und Adorno’s (et al.) 1950 veröffentlichte Studie „The Authoritarian Personality“. Apodiktisch undifferenzierte Sentenzen wie diese ministerpräsidentielle gehören für mich in den Dunstkreis des autoritären Charakters und haben nichts, aber auch gar nichts mit der christlichen Wurzel zu tun, die sie bemühen! Sie klingen wie ein starkes Bekenntnis, sind aber nur hohl und eitel.
Ich weiß, wie schwer es ist, sich in Tat und Wahrheit zu Jesus und seiner Forderung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ zu bekennen, aber wenigstens tue ich es hiermit.
Uneingeschränkt für Jesus und die Liebende Präsenz, die er verkörpert hat!