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Dr. Josef Wimmer · July 26, 2021

Was suchst Du?
Diese Frage übersetzt sich für viele Menschen häufig auch in: Wen suchst Du?

Die Antworten mögen vielfältig sein: Vergnügen (heute „fun“ oder Spaß genannt), Erfolg, ein gutes Auskommen bis hin zu großem Reichtum, Glück im Leben, eine/n passende/n Partner*in, Liebe, sinnliche, erotische, sexuelle Befriedigung und Erfüllung, schöne Erlebnisse, gute Erfahrungen, Ausgeglichenheit, Gesundheit, Sinn, Erkenntnis, Erleuchtung, Gott, EinsSein, Ekstase.

Wir haben die Wahl. Was für ein Maßstab kann uns leiten?

Zunächst einmal kann uns die berühmte und inzwischen vielfach differenzierte „Maslow’sche Bedürfnishierarchie“ weiterhelfen. Die Basisbedürfnisse dieser „Pyramide“ sind die physiologischen, die Sicherheits- und die sozialen Bedürfnisse, deren bereits partielle Befriedigung Raum und Freiheit schaffen kann für weitere, eher nachgeordnete Bedürfnisse oder Wünsche, die die Suche nach Erfüllung in uns auslösen, z.B. Erkennen und Verstehen, ästhetische Kreativität und Lebensgestaltung, Horizonterweiterung.

Ein zweiter Maßstab kann die Frage nach der Nachhaltigkeit der Bedürfnisbefriedigung sein. Wie lange hält meine Zufriedenheit vor? Ist möglicherweise die Zufriedenheit als solche, das „Im-Frieden-Sein“, „Zu-Frieden-Sein“, das innere Gleichgewicht (mental-psychophysisch-soziale Balance) der entscheidende Maßstab und damit das Ur-Bedürfnis schlechthin?

Wir machen alle die Erfahrung, dass unser Befriedigtsein meist nur von mehr oder weniger kurzer Dauer ist. Das Wohlgefühl, das es auslöst, verschwindet allmählich wieder und macht einem neuen Bedürfnis, einer neuen Suchbewegung Platz. Erreicht sie ihr Ziel, stellt sich das Wohlgefühl wiederum ein, und wir befinden uns eine Weile im Gleichgewicht. Dieses dauernde Spiel der Kräfte nennen wir auch LEBEN. Dauerhaften Frieden schenkt es uns nicht. Wollen wir einen solchen Frieden, ein solches Im-Frieden-SEIN erreichen und d.h. aus dem Spiel aussteigen, bleibt uns nur die Wahl, uns zu desidentifizieren. Identifikation ist nämlich der Motor, der es in Gang hält: Nur indem wir uns mit dem identifizieren, was uns als Wunsch, als Bedürfnis oder sogar als Notwendigkeit erscheint, indem wir uns mit unserem ICH dahinterstellen, erhalten wir das Spiel der Lebenskräfte aufrecht. Wenn wir lernen, Abstand zu nehmen, die inneren Bilder überwiegend innere Bilder sein zu lassen und uns ihrer Verwirklichung zu enthalten, kommen wir in einen inneren Frieden, der unabhängig von „äußeren“ Befriedigungen existiert, der einfach schon immer in uns ist, einfach DA IST. Wir werden genügsam, und unser Leben wird EINfach.

EINfachSEIN genügt.