Als ich Ende der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von meinem ersten 10-tägigen Vipassana-Retreat mit Jack Kornfield zurückkam und meiner Mutter wieder begegnete, sagte sie zu mir: „Was ist mit Dir? Du leuchtest ja!“
Es war mir nicht bewusst gewesen, aber offenbar hatte das intensive SitZEN meine Ausstrahlung verändert.
Was ist das eigentlich, die Ausstrahlung eines Menschen? Was strahlen wir aus? Kann der Mensch leuchten? Um welche Art von Strahlung, um welches Leuchten handelt es sich da? Naturwissenschaftlich gefragt: Lässt sich die Ausstrahlung eines Menschen analysieren und messen?
Biophysikalisch betrachtet komme ich nicht sehr weit. Ja, es gibt Bioluminiszenz auch beim Menschen; und ja, die Aura eines Menschen – seine energetische Ausstrahlung – ist ein wichtiges esoterisches Thema. Hellsichtige Menschen können sie sehen und beschreiben sie in ihren vielen Farben und Schichten, in ihrer Schönheit und auch in ihrer Verletzlichkeit.
Am nächsten komme ich vermutlich einer Antwort auf meine Fragen, wenn ich mich erinnere, wie es zu dem damaligen „Leuchten“ kam, das meine Mutter wahrgenommen hat. Ich war 10 Tage weitgehend im Schweigen, bei mir selbst und meinen Bewusstseinsinhalten gewesen – unterbrochen nur von den Vorträgen, die uns gehalten wurden, dem anschließenden Austausch und den Einzelgesprächen, die wir mit den Kursleitern führten. Bei der Vipassana-Meditationstechnik handelt es sich darum, jede bewusste Wahrnehmung zu klassifizieren bzw. mit einem formalen Etikett zu versehen ohne inhaltlich auf sie einzugehen bzw. ihr nachzugehen. Auf diese Weise kommt es zu einer inneren Sammlung, einer konzentrierten Präsenz, die zunehmend inhaltsleer ist – sozusagen zu einer reinen Präsenz.
Dieses reine GegenwärtigSein hat wohl eine Kraft, eine Energie, die in alle Richtungen aus-strahlt und als Leuchten des Gesichts bzw. des ganzen Körpers wahrnehmbar wird.
Reine Präsenz – „ich bin da“ – IST „Begegnung“ mit יהוה ICHBINDA (vgl. Ex 29, 34).