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Dr. Josef Wimmer · August 16, 2021

Manchmal passiert in kurzer Zeit so viel Staunenswertes, dass es viele Stunden bräuchte, um alles zu beschreiben und zu be-deuten…
So war es bei mir an den vergangenen Tagen seit meinem letzten „post“.

Gemäß der Philosophie des Erz-Theaterwissenschaftlers Artur Kutscher (1878-1960), die in einem kurzen Satz zusammengefasst auf der Brunnensäule des nach ihm benannten Schwabinger Platzes verewigt ist, lasse ich das Geschehene jetzt einfach mal gut sein.

Das Diktum des Herrn Professors lautet: „Humor ist Weltanschauung“ – und der Brunnen veranschaulicht es auf vielfältige Weise freundlich „derbleckend“. Auch so konnte sich AHTCK gegen all die strammen Nazis behaupten, die ihm das Leben schwer machten! Faschisten und Radikale jeglicher Provenienz verstehen eben im Allgemeinen keinen Spaß, wie sich ja heutzutage durchaus schon wieder mal beobachten lässt, beim RKI z.B.….

Wie dem auch sei, der Spruch gefällt mir und ermutigt mich, allem Geschehen mit Humor zu begegnen – auch mit bissigem, wenn’s sein muss!

Mein Mönchsbruder Anianus hat mich vorgestern anlässlich eines Austauschs im „Macchiato“ auf diese Inschrift hingewiesen. Wir saßen dort zu viert und philosophierten: Ist die Philosophie die Mutter der Theologie? Ich meine, ja, denn sie hat die breitere Basis in ihrem Ausgangspunkt des Staunens…Der Philosoph unter uns steuerte die Qualität des Humors bei, die sich in der Theologie kaum findet. Nun war es nicht mehr weit zur Brunnenschrift. Den Weg dorthin führte uns eben der gute Anianus alias Simeon profeta, ein Mann mit SEHENDEN AUGEN!

Ich hab mir den Brunnen und den darum herum neugestalteten Platz gleich angeschaut, bevor ich zu meinem Schnittblumengärtner am Wochenmarkt weitergeradelt bin. Und musste Anianus in allen Punkten Recht geben!
Dann erwarb ich auch noch eine ferragostinische Fülle sommerlicher Blüten – Sonnenblumen, Leberbalsam, Zinnien und Strohblumen!
Die Klimax kann beginnen!

Und in der Tat: sie begann am ausnahmsweisen Sonntag, 15. August mit einem vormittäglichen, zwar peinlichst coronakonformen, aber doch nicht ganz unfestlichen Gottesdienst zu Mariä Himmelfahrt in St. Sylvester, in dem auch Körbe von Kräutersträußen gesegnet wurden. Der Magister celebrandi gefiel sich darin, alle priesterlichen Gebete frei zu sprechen – und er „macht“ es auch sehr gut, abgesehen von der narzisstischen Spur, die er dabei hinter sich herzieht! Die Predigt setzte beim Doketismus an und gipfelte darin, dass sich in Maria (und d.h. in uns!) aufgrund ihres „Fiat!“ Menschennatur und G’tteswesen über den Tod hinaus auf ewig verbandelt haben.

Leider waren die Kräuterbüschl nur für die Mitfeiernden, die sich welche bestellt hatten! Von wegen Apotheose der Natur!

Aber Maria hat einmal mehr geholfen!
Auf dem Rückweg fragte ich Hans den Mesner zu ihrem Gutem Rat, ob es vielleicht bei ihm einen „Buschen“ zu kaufen gebe. Er hätte mir durchaus den geschenkt, der bei der Tabernakelstele in der Ritakapelle stand.

Als wir noch darüber verhandelten, ihn meinem Jesus zu lassen, kam die Pfarrsekretärin mit zwei schönen Sträußen, für deren einen sie noch keine Verwendung hatte. Sie schenkte ihn mir schließlich, und ich ging glücklich nach Hause. Er wurde mit Gebet und Gesang „getauft“ und an Shige’s Erstlingswerk, einer weiblich-vulvanischen Holzskulptur, als Zeichen für die heilsamen Kräfte von Mutter Natur aufgehängt.

Danke, Du vom Guten Rat!

Ferragosto wurde bilderbuchmäßig: heiß, schwül und spätnachmittags auch noch ungewittrig!
Der Feiertag endete dann aber damit, dass mein Primus inter pares mich zum indoportugiesischen Abendessen mit anschließender Radltour einlud. Somit hatte der MMXXIer Sommer seinen Höhepunkt erreicht!

Und prompt ist‘s heute kühl und regnerisch! Der „Hirgst“ sendet seine Vorboten…