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Dr. Josef Wimmer · August 20, 2021

Erschöpft von der Hitze und den Unwettern des Sommers lehnt sich nun alles zurück und rastet. Das Feuer der Sonne hat wieder vieles reifen und bräunen lassen, aber auch viel Leben verbrannt, und die Regenfälle haben vieles gewässert, in ihren Fluten ist aber auch vieles und sind viele ertrunken.
Der Tod hat Ernte gehalten und verschont selbst die Großen nicht.
Die Geister der Toten sind am 15. August erwacht und treiben sich herum, hungrig nach Leben. Wenn wir ihnen die Ehre geben, beruhigen sie sich. Ich zünde ihnen jeden Tag eine Kerze an, und meine Obstschalen sind für sie gefüllt. Wenn sie übermorgen wieder in ihre Welt zurückkehren, wird alles gut sein. Bis dahin mach‘ ich es wie das jüngste Geißlein und verstecke mich im Uhrkasten.

Danach ist es wieder meine Freude, deinen Namen bekannt zu machen, mein Herr und mein G’tt: יהוה ICHBINDA


P.S.

„Die beiden Gebote: Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben, sind nicht etwa identisch, so dass die Nächstenliebe ohne weiteres die Liebe zu Gott wäre. Dieses Missverständnis kann nur da aufkommen, wo man im Menschen einen Eigenwert, ein Göttliches sieht. Da hat man in Wahrheit die Beziehung zu Gott verloren und ersetzt sie durch die Beziehung zum Menschen. Man kann doch nicht Gott lieben, also liebe man die Menschen, eben darin liebt man Gott! - Nein! Vielmehr ist das oberste Gebot dies: Gott zu lieben, den eigenen Willen in Gehorsam dem göttlichen zu beugen. Und dies erste Gebot bestimmt den Sinn des zweiten. Nämlich so, dass die Haltung, die ich zum Nächsten einnehme, bestimmt ist durch die Haltung, die ich vor Gott einnehme … Und umgekehrt bestimmt das zweite Gebot den Sinn des ersten: indem ich den Nächsten liebe, bewähre ich meinen Gehorsam gegen Gott“ (Rudolf Bultmann).