In jedem Menschen wohnt G’tt. In Jesus dem Christus, dem Gesalbten, dem Messias, dem Heiligen G’ttes wollte יהוה ICHBINDA „mit seiner ganzen Fülle wohnen“. Und G’tt wollte es so, „um durch ihn alles zu versöhnen“. Im Brief an die Gemeinde zu Kolossä (Kol 1, 15-20), aus dem an diesem Freitag der 22. Woche im Jahreskreis B/1 gelesen wird, schreibt sein Verfasser geradezu hymnisch von dieser mystischen Dimension des christlichen Glaubens.
Um Versöhnung (gr. Apokatallaxis) oder Aussöhnung geht es zwischen und in uns Menschen fast ständig und selbst dann, wenn eine*r auf gar keine höhere Macht vertraut: wir streiten, granteln und mosern herum, wir kränken und verletzen einander, wir beklagen unser Los, unser Schicksal, unsere Herkunft, unser Alleinsein, unsere seelische bzw. körperliche Krankheit und Behinderung, unsere politische und wirtschaftliche Situation, die hässliche „Pandemie“. Wir schimpfen auf alles und kritisieren ständig. Mit allem und jedem Möglichen leben wir im Unfrieden und führen Krieg – in „der Realität“, im Spiel oder in den endlosen Selbstgesprächen, die wir Tag und Nacht führen. Und verzehren uns zugleich vor Sehnsucht nach Frieden! Wir erfinden Utopien des friedlichen Lebens und Zusammenlebens, erzählen uns Geschichten vom Frieden und halten unseren Glauben an sie trotz aller Desillusionierung aufrecht.
Und wir wissen, dass Friede und Versöhnung letztlich nur dann möglich sind, wenn יהוה ICHBINDA mit „seiner“ ganzen Fülle in jedem/er von uns wohnt, wenn wir gänzlich liebevoll präsent sind, wenn wir also g’tteins geworden sind.
Einswerdung geht notwendig mit Befriedung einher. Ihre Voraussetzung ist das von Jesus vorgelebte „Ja zu allem“: zu unserem Gewordensein, zu unserem Dasein, zu unserer Existenz, zu unserem je aktuellen Erleben, Denken, Reden und Schweigen, Tun oder Lassen.
Wir sagen und leben „JA!“