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Dr. Josef Wimmer · September 7, 2021

Während die Menschen jüdischen Glaubens heute, am 7. September 2021, „das Haupt des Jahres 5782“ - ihr Neujahr - feiern und יהוה ICHBINDA als ihren allerhabenen König preisen, lässt die katholische Kirche in ihrer Tageslesung vom Dienstag der 23. Woche im Jahreskreis (Kol 2, 6-15) ausgerechnet Folgendes vortragen:

„Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser

Schwestern und Brüder!

⁶ Ihr habt den Jesus den Gesalbten als Kyrios, als Herrn, angenommen. Darum lebt auch in ihm!
⁷ Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet. Hört nicht auf zu danken!

⁸ Gebt acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf den Gesalbten berufen.

⁹ Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.

¹⁰ Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt; denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.

¹¹ In ihm habt ihr eine Beschneidung empfangen, die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschneidung, die der Gesalbte gegeben hat.

Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Körper.

¹² Mit dem Gesalbten wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat.
¹³ Ihr wart tot infolge eurer Sünden, und euer Leib war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit dem Gesalbten zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben.
¹⁴ Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.

Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.

¹⁵ Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch den Messias hat er über sie triumphiert.“

Was steht denn da?

Jesus der Gesalbte ist der Kyrios, der Herr derer, die ihn angenommen haben, z.B. der von Paulus in Kolossä gegründeten Gemeinde. Sie vertrauen darauf und glauben, dass in Jesus „allein die ganze Fülle G‘ttes“ wohnt; deshalb wollten sie zu ihm gehören und die Taufe empfangen. Seither leben sie ihn ihm und sollen es auch weiterhin in aller Dankbarkeit tun!
Die zu Christus gehören sollen keinen anderen, vor allem keinen weltimmanenten Lehren, die sich auf die „Elementarmächte der Welt…berufen“ (V 8), anhängen. Einzig und allein auf den Messias Jesus sollen sie ihr Vertrauen setzen. Durch ihn sind nämlich auch sie von der ganzen Fülle G’ttes erfüllt; „denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten“ (V 10) - der pandämonischen wie auch der pandemischen!

Mit diesem „Haupt“ des Kosmos und d.h. auch aller Welt Zeit hat das Große Jahr des Herrn begonnen und ist alle Weltenzeit zu Ende gegangen.

Die zum Herrn gehören, leben jenseits aller Zeitlichkeit und damit auch jenseits aller Vergänglichkeit! Sie haben sich „von ihrem vergänglichen Körper“ losgesagt (V 11; vgl. Dogen Zenji: „Das heißt ‚Fallenlassen‘ fallengelassen“ auf: http://www.zenbuddhismus.de/zen-meister.html). Denn in der Taufe wurden sie mit Christus begraben und mit ihm auch auferweckt – indem sie nämlich auf die Kraft G’ttes vertrauten, die ihn „von den Toten auferweckt hat“ (V 12).

Das Gottvertrauen ist die entscheidende Haltung und Vorbedingung des neuen und ewigen Lebens. Jesus hat es bis zu seinem schmählichen Ende am Kreuz aufrechterhalten. In seiner Auferweckung „von den Toten“ (V 12) hat יהוה selber es beglaubigt.
Letztendlich triumphiert das Vertrauen in die Liebende Präsenz über alle innerweltlichen (nämlich gottlosen!) „Fürsten und Gewalten“, entmachtet sie und stellt sie „öffentlich zur Schau“ (V 15).

Jetzt ist die Zeit, das Vertrauen in יהוה und seinen Gesalbten zu erneuern! Nutzen wir sie!