86

Dr. Josef Wimmer · September 8, 2021

Heute, am 8. September, kommen drei Zeiten zusammen, die für mich als interreligiösen Dialogbegleiter von Bedeutung sind: der zweite Tag von Rosh Hashanah, dem jüdischen Neujahrsfest (2. Tishrei 5782); die katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen feiern heute das Fest der Geburt Mariens; Sri Nisargadatta Maharaj, mein hochverehrter indischer Guru, starb heute vor 40 Jahren.

Zu Rosh Hashanah möchte ich hier noch eine Hörprobe geben: den Ton des Shofar-Horns, der diese Tage der Krönung des Königs hymnisch begleitet: https://www.youtube.com/watch?v=9ht0ailWQf8

Mögen durch ihn alle Menschen zur Anerkenntnis des Königs aller Könige und Herrschers aller Herren erwachen!

Im Dezember 2019, gerade noch vor dem Beginn der Corona-Zeitrechnung, war ich mit unserer „neuen Familie“, wie Kailas meine Reisegruppe nannte, in Israel. Ich hatte zur Feier meines 70. Geburtstages nach Jerusalem eingeladen, dem „Ort meiner Ruhe“ (Ps 132), wie יהוה durch den Mund Davids sagt.
Unsere 1. Station am Vormittag war die St. Anna-Kirche an dem Ort, wo Maria, die Mutter Jesu, geboren wurde. Wir pilgerten dorthin, weil mit ihr und ihrem selbstlosen „Ja“ zu ihrem Kind die Geschichte des Christentums begonnen hat. Hätte die Mirjam sich יהוה nicht zur Verfügung gestellt, hätte es keinen Jesus gegeben. So aber hat sie es getan, das noch jungfräuliche Mädchen, und hat den Aufgang der „Sonne der Gerechtigkeit“ ermöglicht. Wenn das kein Grund zum Feiern ihres Geburtstages ist! Welchen anderen gäbe es?

Als Christ glaube ich, dass die Geburt des Jeshua aus Maria der Anfang unseres Heiles ist. Möge die Feier ihres Geburtstages den Shalom auf Erden festigen und mehren!

Zu Nisji, wie ich meinen indischen Weisheitslehrer nenne, hat mich mein erleuchteter Freund Kailas geführt, indem er mir in Passau dessen Buch I AM THAT schenkte. Dank der Worte Sri Nisargadatta Maharaj‘s hat sich mein spiritueller Horizont ins Unendliche geweitet. Am Beginn meiner allmorgendlichen geistlichen Übungen kehre ich, seinem Rat folgend, dort ein: in diesem Jenseits von Raum und Zeit, in dem alles möglich ist. Ich komme aus ihm hervor als da seiend und meditiere: ich BIN. Ich richte mich auf die liebevolle Omnipräsenz, die Allgegenwart der Liebe aus und spreche schließlich: „Da bin ich, und ich danke dir, dass ich da sein darf mit allem, was ich bin und was ich habe…“ Aus der Eröffnung entrollt sich meine Gebetszeit wie ein Teppich, und für diesen Anfang bin ich Nisiji für immer dankbar.

Möge er alle Weisheit Suchenden begleiten!