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Dr. Josef Wimmer · September 24, 2021

Die Tatsache, die alles andere überragt, ist, dass ich bin. Infrage steht allerdings, ob meine Erkenntnis, dass ich bin, einem bzw. sogar meinem Tun entspringt und eine „Sache“ ist. Dass ich bin ist doch vielmehr eine Gegebenheit und eine Wahrnehmung als etwas Gemachtes! Andernfalls müsste „ich“ ja grundlos sein, und dieses grundlos autochthone SEIN wäre durch seine Bewusstwerdung ins Sein, ins „Ich bin“ gehoben…
Auf jeden Fall ist Sein dialogisch. „Ich bin“ ist immer „Ich bin da bei Dir“. Sein als Gegenwärtigsein hat immer schon ein Gegenüber.
Der Prophet Haggai erinnert seine Landsleute beim Wiederaufbau des Tempels nach ihrer Rückkehr aus der Verbannung an die liebevolle Präsenz „seines“ G’ttes in ihrer Mitte: „Fasst alle Mut, ihr Bürger des Landes – so spricht יהוה der Herr -, und macht euch an die Arbeit! Denn ich bin bei euch – Spruch des Herrn der Heere“ (Hag 1, 4).
Das Desaster war riesig gewesen, doch trotz allem gilt (V 5): „Der Bund, den ich bei eurem Auszug aus Ägypten mit euch geschlossen habe, bleibt bestehen, und mein Geist bleibt in eurer Mitte. Fürchtet euch nicht!“

Gilt diese Zusage auch uns und können wir sie in das Heute unseres weltweiten coronarischen Desasters übersetzen?

Sie gilt, indem wir uns so mutig wie furchtlos liebevoller Präsenz befleissigen und wieder ganz klein anfangen, sozusagen von vorne…

Den Reset leben – im Geist des liebevollen Gegenwärtigseins.