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Dr. Josef Wimmer · September 27, 2021

Die Bundestagswahl ist gelaufen, ihr Ergebnis steht annähernd fest. Was es bedeutet, wird ausgiebig nach dem üblichen Muster von den „Experten“ analysiert. Etwa 24 Millionen Bundesbürger*innen haben die wohl letztendlich koalierenden Parteien und damit die „Abgeordneten“ gewählt, die die mehr als 80 Millionen Einwohner Deutschlands „regieren“ werden. 70 % der hier lebenden Bevölkerung (die Mehrheit!) wird also im Prinzip in den kommenden 4 Jahren ohne ausdrückliche Zustimmung einer Minderheit von 30 % derselben Bevölkerung untertan sein.

Unter „Demokratie“ könnten wir in Anbetracht der heutigen digitalen Möglichkeiten etwas Gerechteres verstehen, z.B. eine Form der Entscheidungsfindung hinsichtlich problematischer Fragen, die „die Weisheit der Vielen“ achtet.
(In den christlichen Kirchen galt übrigens einmal der theologische Grundsatz „Vox populi vox Dei“ – die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes!)

Längst hat die empirische Forschung ergeben, dass „die Kumulation von Informationen in Gruppen zu gemeinsamen Gruppenentscheidungen führen, die oft besser sind als Lösungsansätze einzelner Teilnehmer“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Weisheit_der_Vielen).

Unter dem Begriff „kollektive Intelligenz“ oder „Schwarmintelligenz“ werden (laut https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz) „zum Teil ganz verschiedene Ansätze zusammengefasst, von kollektiven Entscheidungen nicht oder nur wenig miteinander interagierender Individuen bis hin zu selbst organisierenden Gruppen, die durch intensive Kommunikation untereinander integriert sind und so sogar eine Individualität höherer Ordnung (einen „Superorganismus“) bilden können. Gemeinsam ist ihnen meist eine dezentrale, nicht-hierarchisch organisierte Entscheidungsstruktur“.

Durch das sog. Systemische Konsensieren (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=A5As9tcy2dU) können Gruppen - und d.h. im Zeitalter der digitalen Informationsverarbeitung grundsätzlich auch ganze Gesellschaften - zu Entscheidungen gelangen, die weniger auf Ja-/Nein-Abstimmungen, also Mehrheiten/Minderheiten, beruhen als auf dem Eruieren der Lösung, der gegenüber der geringstmögliche Widerstand seitens der Beteiligten besteht.

In der Methode des Systemischen Konsensierens liegt der Schlüssel für politische Entscheidungen, die zur größtmöglichen Zufriedenheit der Bürger in demokratischen Gesellschaften führen und sogar Mitmenschen einbeziehen können, die keine sog. „Staatsbürger“ sind.

Es ist an der Zeit, diese Methode in unser demokratisches System zu integrieren, gesamtgesellschaftlich zu erlernen und zu praktizieren.