172

Wenn wir das Vaterunser präsentisch verstehen und übersetzen, könnten die ersten drei sog. Vaterunser-Bitten, die auf die einleitende Anrufung „Unser Vater in den Himmeln“ folgen, so formuliert werden:

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171

Der Rabbi Jeshua ben Joseph lehrte seine Schüler auf ihre Nachfrage hin ein einziges Gebet. Wir Christen nennen es das Vaterunser. In diesem Gebet kulminiert die gesamte Spiritualität des Judentums.
● Es beinhaltet als erstes die unbedingte Heiligung des Namens des einen und einzigen G’ttes ( יהוה ) – die Heiligung einer hebräischen Buchstabenfolge und ihrer Bedeutung, und nicht eines Ortes, eines Dings, einer Kreatur.

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168

„Wahrheit ist die Übereinstimmung von Denken und Sein“. Was für ein tiefsinniger Satz, was für eine umfassende Erkenntnis!

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167

Die zweite „Vaterunser-Bitte“, wie sie theologisch genannt wird, lautet: „Dein Reich komme!” Sie hängt eng mit dem Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu zusammen. Da fordert er seine jüdischen Zeitgenossen auf, sich im Denken, Sinnen, Trachten und Tun wieder auf ihren G’tt, auf יהוה hin auszurichten, und er begründet es damit, dass „das Reich G’ttes“ nahegekommen, gewissermaßen zum Greifen nahe sei. Nicht weil sie moralisch verkommen sind, sollen sie umkehren und „Buße tun“ – so die klassischen Übersetzungen von „metanoeite“ -, sondern weil der Name Fakt, das Wort Fleisch geworden ist! Weil liebevolles GegenwärtigSein menschenmöglich ist!

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