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August 4, 2021
Dreimal am Tag läuten die Glocken der mir benachbarten Pfarrkirche „Maria vom Guten Rat“ zum Angelus-Gebet. Ich habe es mir zur – allerdings nicht zwanghaften - Gewohnheit gemacht, innezuhalten, sobald ich das schöne Glockengeläut höre. Das Innehalten ist das Entscheidende – das Tätigsein unterbrechen und einen Augenblick der Kontemplation pflegen.
Das Gebet hierzu, wenn Du denn beten möchtest, ist der sog. „Engel des Herrn“ oder auf Lateinisch „Angelus“. Es ist ein Gebet, bei dem die Menschwerdung Gottes in Jesus, dem Erstgeborenen der Maria aus Nazareth, betrachtet wird. Zugleich ist es eine Möglichkeit, das Ziel der eigenen Inkarnation zu bedenken. Es beschreibt den Weg der Gottwerdung, den unser eigenes Leben nehmen kann.
Dieser Weg fängt bei der weiblichen Seite unseres Daseins an. Nur indem wir uns mit unserer weiblichen Seite identifizieren, mit unserer Empfänglichkeit für den Geist der Liebenden Präsenz – nur dann können wir überhaupt vernehmen, dass wir zur Verg’ttlichung bestimmt sind.
Der Ruf zur Verg’ttlichung ereignet sich im Bewusstsein des InEins von יהוה ICHBINDA und dem „eigenen“ liebevollen GegenwärtigSein. In diesem EinsSein wird G’ttliches gezeugt als Sohn oder Tochter G’ttes. Wenn wir es im Vollbewusstsein unserer irdischen Begrenztheit, d.h. in Demut geschehen lassen, beginnt es, sich in uns zu verstofflichen, „nimmt Fleisch an“ und „wohnt unter“ den Menschen dieser Welt.